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Künstlerische Vorstellungen Nebensache, Hauptsache Unterhaltung?

Vermutlich wird vielen Altenburgern diese Äußerung des OB-Kandidaten Peter Müller zur gegenwärtigen Krise des örtlichen Theaters auf der Zunge zergehen:

Ohne Mehreinnahmen durch attraktive, vom Publikum besuchte Vorstellungen geht es nicht.


Das hört man gerne, auch als Neubürger. Wer hätte nicht gerne attraktive Veranstaltungen? Nun handelt es sich beim Altenburger Theater allerdings nicht um eine Vergnügungsstätte, sondern um ein Kulturhaus, das hoch subventioniert wird. Aus dieser Sicht ist der nächste Satz des Kandidaten äußert interessant:

Dabei sollte die Verwirklichung der künstlerischen Vorstellungen des Intendanten zweitrangig sein.


Habe ich das richtig gelesen? Ja, habe ich. Die künstlerischen Vorstellungen des Intendanten sind also Nebensache. Fragt sich, warum der Kandidat überhaupt noch „des Intendanten“ gesagt hat.

Wessen künstlerische Vorstellungen sollten denn bitte schön an die Stelle gesetzt werden? Die eines Vergnügung- und konsumorientierten Theaterpublikums? Dafür ist ein hoch subventioniertes Theater nun wirklich zu schade, meint der Pflasterstolperer.

(Die Zitate entnahm ich "Kultur Lokal" der Ortszeitung OVZ, Online auch bei Altenburg TV)

Sinnvolle Argumente für das Altenburger Theater?

Je mehr Leute man trifft, umso vielfältiger werden die Meinungen, die man hört. In Altenburg geht es ja (wenigstens vorgeblich) oft um „die Kultur“, und als „die Kultur“ wird vom traditionsbewussten Altenburger „das Theater“ verstanden.

Ist „Die Kultur“, denn „das Theater“? Natürlich nicht. Und was ist „das Theater“? Etwas, das man so lange aufbraucht, bis man die Substanz weggefressen hat und man es sich wirklich nicht mehr leisten kann?

Die Stadt muss Klartext reden: „Wenn wir das Theater in der bisherigen Form erhalten wollen, dann …“ hier erwartet man bessere Antworten, als diejenigen, die der Plasterstolperer bisher hören konnte. Man kann nicht alles konsumieren, gerne haben wollen und einfordern, ohne etwas dafür zusätzlich zu leisten.

Würde man sagen „wir brauchen das Theater, um …“

1. Als Stadt für den Tourismus zu werben.
2. Kulturbeflissene aus ganz Thüringen anzuziehen.
3. Einen namhaften Beitrag zur deutschen Theaterkultur zu leisten.
4. Unsere Jugend hautnah an die Kultur des Theaters heranzuführen.
5. Als Bildungs- und Diskussionsstätte.

Dann, ja dann wäre etwas verständlicher, warum man das Theater braucht. Dann dürfte man vielleicht auch die Frage stellen, wie viele Bürger nach Altenburg ziehen, um das Theater in der Nähe zu haben und wie viele fortziehen, obgleich es das Theater gibt.

Halten wir fest: Es ist schön, hier ein Theater zu haben. Aber das Theater ist nicht zum „Aufbrauchen“ da, wie denn die Stadt überhaupt ganz und gar nicht zum „Abwohnen“ bestimmt ist. Fragt sich, wie man eine lebendige Kulturstadt Altenburg unter Einbeziehung des Theaters zustande bringt – bestimmt nicht, indem man das Altenburger Theater als Heiligtum verehrt.

Der Streik der Altenburger Händler gegen die Kunden

Der Pflasterstolperer hatte ja am letzten Samstag gegen 13 Uhr nicht schlecht gestaunt: Alles, was offen sein sollte, hatte geschlossen – na ja, nicht alles. Ein paar vereinzelte Läden blieben offen. Generell, so hieß es, sei alles nicht so erfolgreich wie gedacht: Ladenschluss um 16 Uhr? Kann man da nicht genauso gut um 12 Uhr schließen?

Schaden für die Stadt Altenburg und den Tourismus

Ja – man kann. Und wenn man es tut, dann schadet man sich zuerst selbst und dann der Stadt, in der und von der man lebt. Es mag ja sein, dass dem Altenburger Handel das Image der Stadt schnurzpiepegal ist. Sobald im Frühjahr wieder Touristen in der Stadt sind, werden sie samstags eine leere, verlassene Stadt vorfinden – und nie wiederkommen. Sie werden erzählen, wie viele Ruinen es gibt und wie schwerfällig und ideenlos der Handel vor Ort ist.

Kunden richten sich nicht nach dem Öffnungsdiktat der Händler

Die Kunden aus dem Altenburger Umland? Sie sind auch anderwärts begehrt. Sie werden abwandern, nach außerhalb, auf die grüne Wiese, wenn sie in Ruhe einkaufen wollen. Der ganze Protektionismus wird sie nicht daran hindern, dies tatsächlich zu tun. Noch sind nicht alle Branchen dort, doch wenn die Händlerschaft in Altenburg so weitermacht, sehe ich auch diesen Zustand kommen. Wenn das Angebot ohnehin lau ist und die Läden geschlossen, dann kann der Altenburger nach 12 Uhr am Samstag ebenso gut im Internet einkaufen. Der Slogan „Die Innenstadt - das Kaufhaus in Altenburg“ klingt vor diesem Hintergrund wie ein schlechter Witz.

Sogar die OVZ, sonst traditionell eher zurückhaltend, schrieb in einem Kommentar:

Wer angelockt von vollmundiger Werbung von außerhalb an einem Sonnabend wie dem Letzten in die Altenburger Innenstadt gefahren war, kommt nie wieder.


Hallo, Altenburger Händler, haben Sie es gehört? „Der kommt nie wieder“ – und „nie“ heißt eben: Die Händlerschaft in Altenburg hat verloren, und wie es jetzt scheint: endgültig.

Altenburg – die trostlose, liebenswerte Stadt mit Pflasterwüste

So belebt würde man die Stadt Altenburg gerne sehen - aber sie ist es nur wenige Tage im Jahr

Die Straßen und Plätze sind hübsch gepflastert, beinahe vorbildlich, die historisch anmutenden Laternen wirken heimelig: Hier sollte sie sein, die alte Stadt. Doch wo ist sie, die wundervolle Kleinstadt, in die unsere Bürger an Abend strömen, die Stadt mit den kleinen, heimeligen Altstadtlokalen in engen Gassen, mit den Treffpunkten der Jugend und der Intellektuellen?

Wohin man auch sieht: Altenburger Ruinen

Bleiben wir einmal beim Pflaster: Das wäre schön und nützlich, wenn die Stadt und ihre Bürger geschafft hätten, dieses Thema auch mit Bauwerken zu dokumentieren. Doch dieses Altenburg ist eben auch eine Ruinenstadt, wohin man schaut – ein Ort des Verfalls. Von einer Stadt, die ein bisschen auf „bürgerliche Romantik“ macht, wären die niedrigen Häuser des Kleinbürgertums und die großen Häuser reicher Bürger gute Vorzeigeobjekte. Aber gehen Sie doch mal durch die Stadt. Wenig originell oder original renovierte Häuser, ein paar schön eingepasste Neubauten, dazwischen Ruinen. Wer will diese schreckliche Ruinenstadt eigentlich als Tourist besuchen? Da werden Menschen mit Bussen herangekarrt, und wenn sie dann durch die Straßen gehen, die zum Marktplatz oder zum großen Teich führen, werden sie von Ruinen begleitet oder anderen Häusern, die vom Verfall gezeichnet sind. Nein, dies zu ändern ist nicht leicht, und gelegentlich sieht man den "guten Willen" - aber der allein reicht nicht.

Potemkinsche Fassaden: Zu viel Altes in Altenburg

Auf der anderen Seite werden überall angebliche Kulturdenkmäler erhalten, die als solche gar nichts hermachen: Riesengemäuer, potemkinsche Fassaden, eigentlich Müll der Vergangenheit. Altes aus Altenburg, das zu gar nichts wirklich taugt. Teuer, nutzlos, nostalgisch.

Die Plasterwüste Marktplatz

Da wäre der Marktplatz: die Altenburger Pflasterwüste mit Würstchenbude. Die Menschen schleichen sich an den Wegen auf beiden Seiten lang, die Mitte ist offenbar dazu da, um zu sagen: „Hier geschieht nichts, und das ist so gewollt“. Ja sicher, mittwochs ist hier Markt, und irgendwelche Marktreste finden auch am Samstag statt. Nein, ich vergesse nicht, dass es dort eine Rieseneisdiele gibt – so gut wie die einzige Attraktion der Stadt. Sicher, irgendwann finden hier auch Feste und Sondermärkte statt – aber das heißt auch, dass an den meisten Tagen des Jahres hier eine Steinwüste ist und sonst gar nichts. Für den auswärtigen Besucher wie für den Bürger gibt es auf dem Marktplatz nichts wirklich zu entdecken.

Wollen die Bürger ihre Satdt nur noch "abwohnen"?

Wo ist sie, die alte Kernstadt, hübsch saniert Haus für Haus, mit schnuckeligen Lädchen und urigen Kneipen? Wo ist der Geist, wo die Kultur in der Kernstadt?

Ja, Altenburg hat fast alles – ein Schloss, einige schöne Kirchen, ein paar wirklich hübsch restaurierte Häuser und sogar einen netten Teich mit Inselzoo. Die Stadt hat ein ungeheures Potenzial, von dem nur ganz wenig genutzt wird. Warum? Möglicherweise, weil die Bürger der Stadt bereits resigniert haben und Altenburg nur noch „abwohnen“ wollen?

Ich weiß es nicht – die schöne, liebenswerte und liebevoll gestaltete Stadt wechselt auf Schritt und Pflastertritt mit der trostlosen, verlassenen und vermüllten Stadt. Gefällt Ihnen das etwa?

Bild © 2011 by rosinentexte, altenburg

Wenn das Publikum plötzlich zu jung wird …

Altenburg fast tagtäglich: Alte Menschen dominieren die Stadt, betrachten sie als „ihre Stadt“, wünschen keine Veränderungen. Doch ausrechnet beim Faschingstreiben stellt sich heraus, dass der Altherrenfasching ausgedient hat. Der Faschings-Vereinsvorsitzende des örtlichen Faschingsvereins „Motor“ sinniert: „Es ist Fakt, dass alteingesessene Faschingsgänger wegbleiben, weil ihnen die Veranstaltung zu jung geworden ist“, sagte er der örtlichen Tageszeitung OVZ.

Zu jung? Was kann denn in dieser überalterten Stadt „zu jung“ sein? Der Pflasterolperer sagt dies, zumal zugleich berichtet wurde, dass offensichtlich kein Mensch hier in Altenburg mehr einen Pfifferling für Opas Fasching gibt.

Altenburger OB-Kandidat Peter Müller: 10 Punkte für wen?

Ich hab es geahnt – die "10 Punkte für ABG“, die der Kandidat Peter Müller vorlegte, falls er Oberbürgermeister der Stadt Altenburg werden sollte, sind ziemlich inhaltslos.

Müller bleibt im Allgemeinen und beginnt, wie gewohnt, mit dem Atmosphärischen: „Transparenz und Bürgerfreundlichkeit“ wolle er bei der Stadtverwaltung durchsetzen, heißt es in Punkt eins. Das ohnehin bereits überstrapazierte Ehrenamt kommt auf Platz zwei, und auch wird wieder das „Atmosphärische“ betont: „Unterstützung und Wertschätzung“ soll es bekommen, dieses Amt ohne Ehre. Das hätten wir als Bürger gerne zwei Nummern konkreter.

So geht es gerade weiter: „Wertschätzung aller Generationen“, „Fairness für Altenburg“, "ür eine moderne Stadtentwicklung" … und so weiter.

Was soll der Bürger damit anfangen? Und wie werden die Kernfragen beantwortet, die Altenburg bewegen: Die überfällige, aber fast unfinanzierbare Sanierung der Innenstadt von der Teichstraße bis zur Moritzstraße (und das ist nur das, was mir gerade einfällt), die wirtschaftliche Innenstadtentwicklung und vor allem der für Altenburg unerlässliche Tourismus. Dazu Kindergärten, Schule und Bildung – das alles fehlt in den zehn Punkten. Stattdessen heißt es „wir brauchen die Jungen wie die Alten“ oder „Kultur ist auch Bildung“. Sicher ist „Kultur auch Bildung“, aber vor allem ist Ausbildung Bildung. Und die Jungen? Sie werden in die Welt gehen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Ich bedaure es selbst sehr – aber was soll sie bitte in der Stadt halten?

Mag sein, dass man auch auf diese Weise Oberbürgermeister werden kann. Aber wer fühlt sich davon wirklich angesprochen?

OB-Wahlkampf wird heißer – was will der Unionskandidat?

Der Wahlkampf um den Posten des Oberbürgermeisters in Altenburg wird heißer – heute jedenfalls brachte die OVZ ein Profil des CDU-Kandidaten, das auf Aussagen auf der gestrigen Pressekonferenz basierte.

Kandidat André Neumann hat zumindest eines getan: Er hat sich von Atahualpa einen schönen Word Press Auftritt im Internet gestalten lassen, der den Ansprüchen an die moderne Kommunikation standhält, und immerhin gibt es dort auch ein ein Programm, das zahlreiche Absichtserklärungen enthält. Soweit die positiven Seiten.

Eigenartig mutet an, mit welch einfachen Mitteln der Kandidat glaubt, die Achillesferse der Stadt, die relativ unbelebte und unbeliebte Innenstadt, wieder sanieren zu können. Glaubt er wirklich, dass mit samstäglichem kostenfreien Parken und Brötchentasten an Parkautomaten die Probleme der Innenstadt gelöst werden können, im Wortlaut der Pressemitteilung:

Die CDU Altenburg fordert OB Wolf deswegen auf, endlich die Forderung der CDU umzusetzen und zumindest die erste halbe Stunde kostenlosen Parkens einzuführen, um eine direkte Wirtschaftsförderung für die Innenstadt zu ermöglichen.


Ist „eine halbe Stunde, parken“ wirklich schon „Wirtschaftsförderung“?, fragt, da der Pflasterstolperer – zumal es keinen zweiten Vorschlag für die Belebung der Innenstadt gibt?

Altenburg muss …“ ist schnell gesagt – doch der Kandidat, sollt er es zum Oberbürgermeister schaffen, „muss“ eben auch damit leben, dass er dazu eine bereite Unterstützung innerhalb der Händler und Dienstleister braucht. Die Einstellung dieser Leute ändert sich ja nicht dadurch, dass ein neuer Mann im Rathaus sitzt.

Abgesehen davon: Vielen Altenburgern ist ihre Stadt, insbesondere aber ihre Innenstadt, in Wahrheit schnurzpiepegal. Solange das so bleibt, können Oberbürgermeister kommen und gehen – und es wird sich nichts ändern.

Heute in der DDR – oder wo war das?

Der Titel mag Sie provozieren – muss es nicht Ex-DDR heißen oder „neue Bundesländer“? Oh, ich spreche nicht vom politischen Thüringen oder vom politischen Altenburg – das ist schon in Ordnung.

Nein, ich spreche davon, dass so Vieles in den Köpfen der Menschen heute noch so funktioniert, als wäre man in einer Stadt, in der es eine Gnade ist, als Kunde oder Klient angenommen zu werden. Ich spreche davon, dass Kunden, vor allem Kunden, die wissen, was sie wollen, immer noch nicht behandelt werden wie Kunden, sondern wie Bittsteller. Ich zeige hier nicht nur die negativen Beispiele auf, sondern auch, dass es Alternativen gibt, für die ich den Beteiligte sehr danke.

Beim Arzt als lästiger Bittsteller – warum?

Na schön, ich stelle mich beim Medizinmann brav hinten an und lasse mich von „Schwestern“ harsch abweisen, als wäre ich in einer Buschpraxis im fernen Afrika. Irgendwie gewöhnt man sich daran, dass man Neubürger in Altenburg als Menschen zweiter Klasse behandelt, die ja sowieso nur den Betrieb stören. Freilich recherchiere ich auch und höre mir Argumente an – und manchmal sehe ich sie ein. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, von den „Schwestern“ das Gefühl der Unerwünschtheit vermittelt zu bekommen.

Postlerin: Ich werde Ihnen sagen, was ein Kunde ist

Der zaghafte Hinweis, dass man schließlich Kunde sei, wird in einer Poststelle (nicht in der Hauptpost, dort war man sehr freundlich zu mir) damit beschieden, dass die Frau Posthalterin mich belehrt, wie sich Kunden in das Postregime einzufügen haben: „Der Kunde ist nicht König, sondern Partner“ – das klingt noch ganz plausibel, nur die Art des Vortrags ließ keinen zweifel daran: … und wie Partner behandelt werden, das bestimme hier ich.“

Händlerin: Sie kaufen so, wie wir es wollen

Ein Kontakt mit einem Händler, Wert des Objekts 5000 Euro: Irgendwie ist er ein bisschen verborgen, Altenburger Urgestein. Ich möchte etwas ganz Bestimmtes kaufen, über das der Händler auch aktuell verfügt, aber der Preis ist mir zu hoch – höher, als ich ihn zuvor im Internetangebot gesehen hatte. Ich muss zugeben, dass sich die Ausstattung inzwischen geändert hatte, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass ich einen ganz bestimmten Verkaufsprozess zu durchlaufen hatte, den die Händlerin bestimmen wollte. Leider musste sie dies ohne mich tun – ich habe mich bei einem anderen Händler sofort entschieden – und der Clou: Der Preis war günstiger. Schade, lieber Altenburger Händler, nicht wahr?

Beispiel Antenne: Ach, kommen sie doch noch mal wieder

Ich hatte da ein Anliegen – schnell eine Antenne aufs Dach. Also zum Händler in den Laden gegangen und gesagt: Ich brauch dies und das, die Sache ist so und so, wann können Sie installieren und was wird es kosten? Ja, da hätte ich noch mal wiederkommen müssen und hätte dann mit dem Monteur sprechen dürfen. Habe ich aber nicht. Ich habe zum Telefon gegriffen und jemanden angerufen, der sofort etwas von der Sache verstand – das Angebot kam per Überschlag sofort und eine Woche später war die Antenne auf dem Dach.

Keine Auskunft über eine Dienstleistung

Sind Sie eigentlich für den Kunden da oder ist der Kunde für Sie da?
Ich hatte die etwas unangenehme Aufgabe, mich über die Kosten für eine Dienstleistung zu informieren und wünschte dazu, einen Fachmann zu sprechen. „Sie kriegen keinen Termin, sie müssen erst mal vorbeikommen“ war die Auskunft am Telefon – nun, ich ging dennoch und es hätte wahrhaftig nicht viel gefehlt, um den Satz hervorzubringen: „Sind Sie eigentlich für den Kunden da oder ist der Kunde für Sie da?“ Nein, ich habe den Satz nicht gesagt – er wäre möglicherweise noch eine Spur aggressiver ausgefallen, als ich dies im Rahmen der gebotenen Höflichkeit hätte tun können. Übrigens blockierte man mir den Zugang zum Fachmann trotz überzeugender Argumente. Ich werde wieder einmal mit den Füßen abstimmen, so, wie man es macht mit Leuten, die „Augenhöhe“ so verstehen, dass sie auf ihre Kunden herabsehen können.

Ich lege Wert darauf, dies zu sagen: Es sind Einzelfälle, und ich habe auch sehr positive Erfahrungen gemacht - aber jeder dieser Einzelfälle wirft ein schlechtes Licht auf die Stadt Altenburg.

Der Bürgermeisterkandidat kommt mit Flyern

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Mitbürger – aber ich messe Menschen daran, wie Sie antreten im Vergleich zu dem, was sie dann wirklich tun. Ja, und ich lausche gespannt darauf, welche revolutionäre Konzept der Herr Bürgermeisterkandidat von „Pro Altenburg“, Peter Müller, denn nun wohl vorlegen wird.

Nun, wir werden es demnächst in unseren Briefkästen wiederfinden. Der Kandidat versendet Flyer an uns alle. Es ist nur erstaunlich, dass dieser Kandidat schon mehrfach [1] von der örtlichen Zeitung zu seinem Programm befragt wurde, sich aber immer im Allgemeinen aufhielt. Jetzt will er „Vergessenes ergänzen, nicht Gewolltes streichen.“ Ei potz – war das etwa alles? Will er damit Wähler hinter dem Ofen hervorlocken? Nun, demnächst mehr in Ihrem Briefkasten, Bürgerinnen und Bürger. Mal sehen, ob es dann etwas gewichtiger wird, was der Kandidat uns zu sagen hat.

Der Pflasterstolperer schrieb vor einiger Zeit:
Ein neuer Kandidat hat sich ins Rennen gebracht, von dem viel zu lesen war – doch obgleich die örtliche „Osterländer Volkszeitung“ seiner Kandidatur viel Raum widmete, blieben seine Aussagen und Kritiken im „Atmosphärischen“ hängen

Der Fliesenkauf im Osten

Ihre Wunschfliesen finden Sie bei uns“ – das klang ja vielversprechend. Nun gut, am 4. Februar eines Jahres eine Anzeige für Fliesen zu platzieren, ist zwar ein wenig abenteuerlich, aber wenn man gerade welche braucht, so wie ich, dann fährt man eben mal hin. Der Navi war gut aufgelegt, fand die Strecke auch sofort und führte mich vor die Tür des Fliesenhändlers. „Schau“, sagte die beste Ehefrau nördlich von Johannesburg, „am Mittwoch haben die sogar bis 19 Uhr geöffnet“ – so stand es am Eingang, und so stand es auch in der Anzeige.

Also hinein zur Tür – boing. Tür geschlossen, mittwochs, gegen 14:30. Rätselraten – nochmals die große Tafel mit den Öffnungszeiten von links, schräg, oben rechts und unten links angeglotzt, ein wenig an der Tür gerüttelt – nichts. Schließlich, kaum erkennbar, ein winziges Zettelchen im Fenster: „Ab 12. Februar wieder geöffnet“.

Nein, ich kann nicht mehr zornig sein über so etwas. Aber ich mache mir da manchmal Gedanken, wieso im Osten ständig über schlechte Geschäfte herumgejammert wird.

Thüringens Regierung behindert den Handel

Es ist noch nicht lange her, da fiel das handelsfeindliche deutsche Ladenschlussgesetz – jedenfalls teilweise. Nun soll es in Thüringen wieder reinstalliert werden, gemäß der sozialistischen Überzeugung, im Mittelpunkt des Handels stehe nicht der Kunde, sondern das Personal. Diese Auffassung wird überwiegend von den Gewerkschaften vertreten, die sich damit keine Freunde machen: Auch Kunden sind potenzielle oder tatsächliche Gewerkschaftsmitglieder. Doch auch die Landesregierung scheint sich die Auffassung der Gewerkschaften zu eigen zu machen: Die Ladenöffnungszeiten müssen gekappt werden, das Personal muss an „mindestens zwei Samstagen“ freihaben und was dergleichen Einschränkungen mehr sind: Der Handel wird dadurch massiv behindert – den Gewerkschaften ist es gleichgültig.

Mag sein, dass dies Altenburg gleichgültig sein kann, weil man hier ohnehin relativ früh schließt und man an Samstagnachmittagen kaum Kunden in der Stadt sieht. Aber ganz generell ist jedes Hindernis, das die Thüringer Landesregierung dem Handel in den Weg legt, ein Meilenstein auf dem Weg in den wirtschaftlichen Niedergang.

Vielleicht sollten sich die Damen und Herren Abgeordneten ebenso wie die Gewerkschaftsleute einmal überlegen, dass der Einkauf von Konsumgütern zu jeder Zeit möglich ist – im Internet. Der viel beschworene „örtliche Handel“ wird nur dann unterstützt, wenn er mehr bietet als der Internet-Händler.

Die Sach-Informationen entnahm ich einem Artikel der "OVZ".


Nur Winter, sonst nichts

Bild © 2012 by rosinentexte.de


Altenburg bietet gegenwärtig überwiegend winterliche Bilder - man muss sie einfach einmal festhalten. Ich persönlich bin kein Freund der Kälte, und die Eisblumen, so schön sie auch sind, erinnern mich daran, dass ich mal bei der örtlichen Handwerkerschaft betteln gehen muss, um gnädigst einen Termin für die Erneuerung der Fenster gewährt zu bekommen. Aber - vielleicht geschieht ja ein Wunder, und die Leute rennen mir die Tür ein? Meine Erfahrungen mit Schreinern und Malern aus dem letzten Jahr waren jedenfalls nicht so, dass ich hätte Jubeln und Jauchzen mögen.

Schön, aber nicht unbedingt sinnvoll: Eisblumen- Bild © 2011 by rosinentexte.de

Kinderbetreuung in Awo-Kitas: 45 Prozent Steigerung für nichts?

Wie aus einer Information der OVZ hervorgeht, steigen die Kita-Gebühren bei der Arbeiterwohlfahrt erheblich – und zwar von bisher 110 Euro monatlich auf jetzt 160 Euro monatlich, entsprechend 1920 Euro jährlich. In Prozenten ausgedrückt sind dies gegen 45 Prozent.

Dies alles geschah angeblich aus „wirtschaftlichen Gründen“ - doch fragt der Pflasterstolperer: aus wessen wirtschaftlichen Erwägungen? Kann es denn sein, dass der Platz in der Kindertagesstätte in Altenburg mit an der Spitze der ostdeutschen Gemeinden steht und nun schon nahezu an die ebenfalls fast unhaltbaren Leipziger Verhältnisse herankommt (2426 Euro pro Jahr)? Im Jahr 2010 „glänzte“ die Stadt Cottbus bereits dadurch, auf Platz 97 bei hundert ausgewählten Städten zu stehen – damals mit 1572 Euro pro Jahr. Der Altenburger Betreuungsbeitrag steht also in keinem Verhältnis mehr zur Größe und Attraktivität der Stadt.

Wie bitte kann verantwortet werden, dass die Bürger der Stadt Altenburg in dieser Weise vor den Kopf gestoßen werden? Jeder Euro, den die Awo zusätzlich einnimmt, muss ja anderwärts eingespart oder zusätzlich verdient werden. Kann sich das die Altenburger Gesellschaft leisten, eine Umverteilung des Einkommens zugunsten der Awo auf diese Weise zuzulassen? Es ist ein Wunder, dass sich niemand diese Frage stellt. Um alleine das Mehreinkommen für eine Erhöhung von 50 Euro zu erzielen, muss eine Familie einen Bruttoeinkommenszuwachs von gegen 80 Euro mehr verdienen – und das ist für viele Familien eine Menge Geld.

Altenburg – Händler, nicht motzen, sondern kreativer werden!

Ein Modemarkt auf der grünen Wiese – das hat die Altenburger Werbegemeinschaft offenbar auf die Palme gebracht. Hintergrund ist ein Gutachten, bei dem der „prognostizierte Verlust“ an Umsatz nun bei kurz unter (und bei der bisherigen Planung bei kurz über) zehn Prozent läge.

Das alles mag so sein oder auch nicht – aber sehen wir doch bitte mal die Fakten, wie sie heute sind: Ist die Altenburger Innenstadt wirklich attraktiv? Wurde alles, aber auch wirklich alles daran getan, sie zu einem Einkaufs- und Dienstleistungszentrum „comme il faut“ zu machen, und zwar äußerlich, vom Angebot her und von der inneren Einstellung?

Erneuerung kommt von innen – und „gegen etwas“ zu sein hat keinen Sinn, solange die Innenstadtgeschäfte nicht attraktiv genug sind. Zu lange hat man sich auf „alteingesessene“ Namen verlassen, auf alternde Kunden geschaut, die Entwicklung der Zeit an sich vorüberziehen lassen. Die Stadt ist voller Friseure, Optiker, Apotheken und Handyshops. Es fehlen die schicken Angebote, die ins Auge stechen, die ständig wechselnden Auslagen – kurz: Es fehlt etwas fürs Auge. Man gehe bitte einmal im Herbst oder Winter Montags, Dienstags, Donnerstags oder Freitags über den Marktplatz – leer gefegt ist die Stätte, unattraktiv und leblos, von einer Würstchenbude einmal abgesehen.

Nein, ich habe keine Lösungen – die Lösungen müssen von jenen kommen, die auch die Verursacher der gähnenden Langeweile des Angebots sind.