Skip to content

Barbarossa ist nicht nur zu laut

piekfeine ansicht - solange man den standort nicht wechselt
Barbarossa-Festspiele sollen Altenburgs neue Attraktion werden – dies ist nicht unumstritten in der Skatstadt, die sich nunmehr nach Skat, Senf- und Prinzenraub-Stadt ein neues Image geben möchte. Doch während einige schon vom Atem der Geschichte umweht, sehen andere das Vorhaben mit Skepsis. Barbarossa? Man weiß, dass er "irgendwie mal Kaiser" war und einen roten Bart hatte. Aber wer war er sonst?

Nun hörte ich, dass der Oberbürgermeister ein Machtwort sprach: Das geplante Barbarossa-Open-Air wird keinesfalls am Fuße der „Roten Spitzen“ stattfinden, weil die Lautstärke dort unerträglich würde. Doch unabhängig davon – welchen Sinn hätte es gehabt, dort „Barbarossa-Festspiele“ stattfinden zu lassen? Die Stadt verfügt über ein Schloss, und dies ist bei Weitem attraktiver als die Gegend um die „Roten Spitzen“, die sich noch nicht überall in einem vorzeigbaren Zustand befindet, zumal dann nicht, wenn man aus Richtung Innenstadt kommt. Das Foto wirkt schön, sicher – aber es zeigt eben auch nur die Fotografierseite der Gegend.

Bild © 2011 by rosinentexte.de

Wie viel Barbarossa ist in der Barbarossastadt Altenburg?

rote spitzen machen noch keine rotbart-stadt
Der Kaiser Barbarossa, eigentlich Friedrich I., begann als schwäbischer Fürst,, wurde später König und war zuletzt Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen“. Man schrieb das 12. Jahrhundert, und das „heilige“ römische Reich deutscher Nationen machte sich vor allem dadurch bemerkbar, dass man sich in barbarische Kreuzzüge verwickeln ließ.

Der Kaiser hatte mit Altenburg recht wenig zu tun – Altenburg ist ja nun wahrhaftig keine typische Stauferstadt. Doch die Altenburger weisen urkundlich aus, dass der Herrscher 1165 in Altenburg weilte. Weiterhin wird behauptet, der Kaiser sei auch im Juli 1172, 1180, 1181, 1183 und 1188 in Altenburg gewesen. Deshalb nennt sich die Stadt „Barbarossastadt“, muss diesen Namen aber mit Sinzig, Kaiserslautern, Gelnhausen und Bad Frankenhausen teilen. Dazu muss man wissen, dass der Kaiser viel reiste, um seine Macht zu festigen, und Altenburg damals an einer der wichtigsten Verbindungsstraßen lag – es war also kein Wunder, dass er Altenburg besuchte.

Andere Städte Europas, namentlich solche in Baden-Württemberg und in Norditalien, haben eine weitaus größere Bedeutung für den Kaiser selbst, aber auch für deutsche Geschichte, sodass der Beiname „Barbarossastadt“ immer auch den Beiklang kleinstädtischer Überheblichkeit hat.

Nun wäre dies nicht so tragisch, wenn sich Altenburg nicht aufgeschwungen hätte, den Namen Barbarossa touristisch zu vermarkten. Doch wen interessiert eigentlich der Kaiser Barbarossa noch? Was hat er uns heute noch zu sagen? Kann man ihn überhaupt als historische Persönlichkeit darstellen? Oder reicht das Ganze nur für ein bisschen Mittelalterkitsch?

Die Stadt Altenburg verbindet den Kaiser mit den „Roten Spitzen“ (Bild), dem Wahrzeichen der Stadt – doch ob diese Verbindung ausreicht, um den Barbarossarummel anzuzetteln - das kann mit Fug und Recht bezweifelt werden.

Foto: © 2011 by rosinentexte.de