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Das Journal schließt

Vor vielen Jahren habe ich versucht, das Gute an dieser Stadt neben die kleinen Mängel zu stellen, die Altenburg zweifellos hat.

Inzwischen habe ich manche positive Veränderung gesehen und durchaus anerkannt - aber auch viele absolut schreckliche „Baustellen“ - ich denke dabei an die vielen ehemaligen Wohngebäude und andere Bauten, die nach und nach verrotten.

Wenn einst stolze Gebäude dem Niedergang geweiht sind, dann ist das auf Dauer unerträglich, gleich, wer die Verantwortung dafür trägt. Die wenigen Menschen, die dies ändern wollen und die der Stadt neues Leben einhauchen, genießen weiterhin meine Hochachtung. Ich bedauere selbst, nicht mehr in dem Alter zu sein, in dem ich das glutvolle Sprachrohr der Erneuerung sein kann.

Wenn ich nichts mehr bewirken kann, was der Stadt guttut, dann ist es besser, mich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

In diesem Sinne verabschiede ich mich von diesem Journal.

Ihr

Pflasterstolperer

Wenn das Publikum plötzlich zu jung wird …

Altenburg fast tagtäglich: Alte Menschen dominieren die Stadt, betrachten sie als „ihre Stadt“, wünschen keine Veränderungen. Doch ausrechnet beim Faschingstreiben stellt sich heraus, dass der Altherrenfasching ausgedient hat. Der Faschings-Vereinsvorsitzende des örtlichen Faschingsvereins „Motor“ sinniert: „Es ist Fakt, dass alteingesessene Faschingsgänger wegbleiben, weil ihnen die Veranstaltung zu jung geworden ist“, sagte er der örtlichen Tageszeitung OVZ.

Zu jung? Was kann denn in dieser überalterten Stadt „zu jung“ sein? Der Pflasterolperer sagt dies, zumal zugleich berichtet wurde, dass offensichtlich kein Mensch hier in Altenburg mehr einen Pfifferling für Opas Fasching gibt.

Kinderbetreuung in Awo-Kitas: 45 Prozent Steigerung für nichts?

Wie aus einer Information der OVZ hervorgeht, steigen die Kita-Gebühren bei der Arbeiterwohlfahrt erheblich – und zwar von bisher 110 Euro monatlich auf jetzt 160 Euro monatlich, entsprechend 1920 Euro jährlich. In Prozenten ausgedrückt sind dies gegen 45 Prozent.

Dies alles geschah angeblich aus „wirtschaftlichen Gründen“ - doch fragt der Pflasterstolperer: aus wessen wirtschaftlichen Erwägungen? Kann es denn sein, dass der Platz in der Kindertagesstätte in Altenburg mit an der Spitze der ostdeutschen Gemeinden steht und nun schon nahezu an die ebenfalls fast unhaltbaren Leipziger Verhältnisse herankommt (2426 Euro pro Jahr)? Im Jahr 2010 „glänzte“ die Stadt Cottbus bereits dadurch, auf Platz 97 bei hundert ausgewählten Städten zu stehen – damals mit 1572 Euro pro Jahr. Der Altenburger Betreuungsbeitrag steht also in keinem Verhältnis mehr zur Größe und Attraktivität der Stadt.

Wie bitte kann verantwortet werden, dass die Bürger der Stadt Altenburg in dieser Weise vor den Kopf gestoßen werden? Jeder Euro, den die Awo zusätzlich einnimmt, muss ja anderwärts eingespart oder zusätzlich verdient werden. Kann sich das die Altenburger Gesellschaft leisten, eine Umverteilung des Einkommens zugunsten der Awo auf diese Weise zuzulassen? Es ist ein Wunder, dass sich niemand diese Frage stellt. Um alleine das Mehreinkommen für eine Erhöhung von 50 Euro zu erzielen, muss eine Familie einen Bruttoeinkommenszuwachs von gegen 80 Euro mehr verdienen – und das ist für viele Familien eine Menge Geld.

Altenburg – Händler, nicht motzen, sondern kreativer werden!

Ein Modemarkt auf der grünen Wiese – das hat die Altenburger Werbegemeinschaft offenbar auf die Palme gebracht. Hintergrund ist ein Gutachten, bei dem der „prognostizierte Verlust“ an Umsatz nun bei kurz unter (und bei der bisherigen Planung bei kurz über) zehn Prozent läge.

Das alles mag so sein oder auch nicht – aber sehen wir doch bitte mal die Fakten, wie sie heute sind: Ist die Altenburger Innenstadt wirklich attraktiv? Wurde alles, aber auch wirklich alles daran getan, sie zu einem Einkaufs- und Dienstleistungszentrum „comme il faut“ zu machen, und zwar äußerlich, vom Angebot her und von der inneren Einstellung?

Erneuerung kommt von innen – und „gegen etwas“ zu sein hat keinen Sinn, solange die Innenstadtgeschäfte nicht attraktiv genug sind. Zu lange hat man sich auf „alteingesessene“ Namen verlassen, auf alternde Kunden geschaut, die Entwicklung der Zeit an sich vorüberziehen lassen. Die Stadt ist voller Friseure, Optiker, Apotheken und Handyshops. Es fehlen die schicken Angebote, die ins Auge stechen, die ständig wechselnden Auslagen – kurz: Es fehlt etwas fürs Auge. Man gehe bitte einmal im Herbst oder Winter Montags, Dienstags, Donnerstags oder Freitags über den Marktplatz – leer gefegt ist die Stätte, unattraktiv und leblos, von einer Würstchenbude einmal abgesehen.

Nein, ich habe keine Lösungen – die Lösungen müssen von jenen kommen, die auch die Verursacher der gähnenden Langeweile des Angebots sind.

Altenburger Altstadtfest 2011

sexy und gekonnt: die tanzfabrik lucka


Der erste Tag verregnet, am zweiten Tag angenehmes Wetter mit Sonnenschein: So präsentierte sich das Altenburger Altstadtfest am vergangenen Wochenende.

pfundige herren, die mehr als "herzilein" singen können
Das Altstadtfestfest in Altenburg ist eine Mischung aus einem Krämer- und Handwerkermarkt, verbunden mit Vergnügungen für Kinder und kulinarischen Genüssen nach Hausmacherart. Interessant für das Publikum, das sich Unterhaltung wünscht, ist dabei vor allem die große Bühne. Auf ihr konnte man am Samstag die "Dresden Zwillinge" Claudia und Carmen sehen, zwei junge Artistinnen und Musikerinnen, die nicht nur wegen ihrer Akrobatik, sondern auch wegen ihrer Schönheit das Publikum in der Stadt Altenburg begeisterten. Für diejenigen, die so etwas mögen, waren natürlich auch die pfundigen Wildecker Herzbuben eine Attraktion, die bewiesen, dass sie noch etwas mehr können als vom „Herzilein“ zu singen.

mäuse zum streicheln
Nach dem leider etwas verregneten Samstag kam der Sonntag mit Sonnenstrahlen daher, und nun strömten auch die Altenburger und ihre Gäste auf das Fest. Am Sonntag zog es die Kinder vor allem zu einem Stand, auf dem lebendige Mäuse zu sehen waren – udn sie ließen sich auch streicheln. („Du, auf dem Markt, da kann man Mäuse streicheln, gleich rechts am ersten Stand“). Ganz andere Mäuse traten auf der Bühne auf: Die Tanzmäuse aus Lucka, die sich leider nicht streicheln ließen, dafür aber ein schwungvolles Tanzprogramm boten. Den Mäusen sei’s gepfiffen: Die Luckaer heißen jetzt „Tanzfabrik Lucka“.

Das Fest war amüsant und bot für fast jeden Geschmack etwas. Wenngleich die Umsatzziele mancher Händler wohl nicht erreicht wurden, so bleibt doch anzumerken, wie harmonisch dieses Fest auf dem Marktplatz zu Altenburg verlief und wie viel Freude Kinder und Erwachsene daran hatten, das Freiluftspektakel bei schönem Wetter in Altenburg zu genießen.

Fotos: © 2011 by rosinentexte.de