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Künstlerische Vorstellungen Nebensache, Hauptsache Unterhaltung?

Vermutlich wird vielen Altenburgern diese Äußerung des OB-Kandidaten Peter Müller zur gegenwärtigen Krise des örtlichen Theaters auf der Zunge zergehen:

Ohne Mehreinnahmen durch attraktive, vom Publikum besuchte Vorstellungen geht es nicht.


Das hört man gerne, auch als Neubürger. Wer hätte nicht gerne attraktive Veranstaltungen? Nun handelt es sich beim Altenburger Theater allerdings nicht um eine Vergnügungsstätte, sondern um ein Kulturhaus, das hoch subventioniert wird. Aus dieser Sicht ist der nächste Satz des Kandidaten äußert interessant:

Dabei sollte die Verwirklichung der künstlerischen Vorstellungen des Intendanten zweitrangig sein.


Habe ich das richtig gelesen? Ja, habe ich. Die künstlerischen Vorstellungen des Intendanten sind also Nebensache. Fragt sich, warum der Kandidat überhaupt noch „des Intendanten“ gesagt hat.

Wessen künstlerische Vorstellungen sollten denn bitte schön an die Stelle gesetzt werden? Die eines Vergnügung- und konsumorientierten Theaterpublikums? Dafür ist ein hoch subventioniertes Theater nun wirklich zu schade, meint der Pflasterstolperer.

(Die Zitate entnahm ich "Kultur Lokal" der Ortszeitung OVZ, Online auch bei Altenburg TV)

Altenburg – die trostlose, liebenswerte Stadt mit Pflasterwüste

So belebt würde man die Stadt Altenburg gerne sehen - aber sie ist es nur wenige Tage im Jahr

Die Straßen und Plätze sind hübsch gepflastert, beinahe vorbildlich, die historisch anmutenden Laternen wirken heimelig: Hier sollte sie sein, die alte Stadt. Doch wo ist sie, die wundervolle Kleinstadt, in die unsere Bürger an Abend strömen, die Stadt mit den kleinen, heimeligen Altstadtlokalen in engen Gassen, mit den Treffpunkten der Jugend und der Intellektuellen?

Wohin man auch sieht: Altenburger Ruinen

Bleiben wir einmal beim Pflaster: Das wäre schön und nützlich, wenn die Stadt und ihre Bürger geschafft hätten, dieses Thema auch mit Bauwerken zu dokumentieren. Doch dieses Altenburg ist eben auch eine Ruinenstadt, wohin man schaut – ein Ort des Verfalls. Von einer Stadt, die ein bisschen auf „bürgerliche Romantik“ macht, wären die niedrigen Häuser des Kleinbürgertums und die großen Häuser reicher Bürger gute Vorzeigeobjekte. Aber gehen Sie doch mal durch die Stadt. Wenig originell oder original renovierte Häuser, ein paar schön eingepasste Neubauten, dazwischen Ruinen. Wer will diese schreckliche Ruinenstadt eigentlich als Tourist besuchen? Da werden Menschen mit Bussen herangekarrt, und wenn sie dann durch die Straßen gehen, die zum Marktplatz oder zum großen Teich führen, werden sie von Ruinen begleitet oder anderen Häusern, die vom Verfall gezeichnet sind. Nein, dies zu ändern ist nicht leicht, und gelegentlich sieht man den "guten Willen" - aber der allein reicht nicht.

Potemkinsche Fassaden: Zu viel Altes in Altenburg

Auf der anderen Seite werden überall angebliche Kulturdenkmäler erhalten, die als solche gar nichts hermachen: Riesengemäuer, potemkinsche Fassaden, eigentlich Müll der Vergangenheit. Altes aus Altenburg, das zu gar nichts wirklich taugt. Teuer, nutzlos, nostalgisch.

Die Plasterwüste Marktplatz

Da wäre der Marktplatz: die Altenburger Pflasterwüste mit Würstchenbude. Die Menschen schleichen sich an den Wegen auf beiden Seiten lang, die Mitte ist offenbar dazu da, um zu sagen: „Hier geschieht nichts, und das ist so gewollt“. Ja sicher, mittwochs ist hier Markt, und irgendwelche Marktreste finden auch am Samstag statt. Nein, ich vergesse nicht, dass es dort eine Rieseneisdiele gibt – so gut wie die einzige Attraktion der Stadt. Sicher, irgendwann finden hier auch Feste und Sondermärkte statt – aber das heißt auch, dass an den meisten Tagen des Jahres hier eine Steinwüste ist und sonst gar nichts. Für den auswärtigen Besucher wie für den Bürger gibt es auf dem Marktplatz nichts wirklich zu entdecken.

Wollen die Bürger ihre Satdt nur noch "abwohnen"?

Wo ist sie, die alte Kernstadt, hübsch saniert Haus für Haus, mit schnuckeligen Lädchen und urigen Kneipen? Wo ist der Geist, wo die Kultur in der Kernstadt?

Ja, Altenburg hat fast alles – ein Schloss, einige schöne Kirchen, ein paar wirklich hübsch restaurierte Häuser und sogar einen netten Teich mit Inselzoo. Die Stadt hat ein ungeheures Potenzial, von dem nur ganz wenig genutzt wird. Warum? Möglicherweise, weil die Bürger der Stadt bereits resigniert haben und Altenburg nur noch „abwohnen“ wollen?

Ich weiß es nicht – die schöne, liebenswerte und liebevoll gestaltete Stadt wechselt auf Schritt und Pflastertritt mit der trostlosen, verlassenen und vermüllten Stadt. Gefällt Ihnen das etwa?

Bild © 2011 by rosinentexte, altenburg

Wenn das Publikum plötzlich zu jung wird …

Altenburg fast tagtäglich: Alte Menschen dominieren die Stadt, betrachten sie als „ihre Stadt“, wünschen keine Veränderungen. Doch ausrechnet beim Faschingstreiben stellt sich heraus, dass der Altherrenfasching ausgedient hat. Der Faschings-Vereinsvorsitzende des örtlichen Faschingsvereins „Motor“ sinniert: „Es ist Fakt, dass alteingesessene Faschingsgänger wegbleiben, weil ihnen die Veranstaltung zu jung geworden ist“, sagte er der örtlichen Tageszeitung OVZ.

Zu jung? Was kann denn in dieser überalterten Stadt „zu jung“ sein? Der Pflasterolperer sagt dies, zumal zugleich berichtet wurde, dass offensichtlich kein Mensch hier in Altenburg mehr einen Pfifferling für Opas Fasching gibt.