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Werbegemeinschaft zeigt: Altenburg kann es

Die Frühlingsnacht in Altenburg – das ist ein Fest der besonderen Art, in der Altenburg auflebt. Zwar ist es noch zu früh für eine genaue Analyse, aber der Pflasterstolperer hat sich doch ein wenig umgehört und ist zu dabei zu Erkenntnissen gekommen:

1. Um sich in der Stadt zu treffen, muss man Anlässe schaffen. Den Menschen hier in Altenburg ging es nicht darum, Sensationen zu erleben, sondern um einander hier in einer lauen Frühlingsnacht zu begegnen.
2. Es zahlt sich aus, auf die Kunden einzugehen. In der Frühlingsnacht wussten viele Altenburger Geschäftsleute und Gastronomen plötzlich, wie man mit Kunden umgeht – trotz des Andrangs blieb man freundlich und gelassen. Fragt sich natürlich, warum das nicht immer so sein kann.
3. Altenburg ist eine Stadt, die vom Umland lebt – und vom kleinen wie vom großen Tourismus. Merkwürdigerweise wird dies viel zu wenig betont, wenn man Politikern zuhört. Ein Altenburg ausschließlich für die Altenburger mit musealem Charakter? Das kann eigentlich nur schiefgehen.



Interessant war vor allem, dass alles fast ohne „Attraktionen“ ging – ein vereinzelter Feuerschlucker und ein paar Trommler – das war es schon. Es muss also nicht immer teuer sein, Menschen in die Stadt zu ziehen.

Viel Licht fällt bei solchen Gelegenheiten auch auf andere Altenburger Attraktionen: die Altenburger Kultur nur für Altenburger? Sollte sie nicht weit hinausstrahlen ins Land, und Menschen in Massen anziehen, statt regional zu verkümmern? Und immer wieder dieselbe Frage: Will sich Altenburg nun endlich dem Tourismus stellen, oder will man die Touristen lieber draußen sehen als drinnen? Ein paar Fragen bleiben noch - trotz des Erfolgs.

Der Streik der Altenburger Händler gegen die Kunden

Der Pflasterstolperer hatte ja am letzten Samstag gegen 13 Uhr nicht schlecht gestaunt: Alles, was offen sein sollte, hatte geschlossen – na ja, nicht alles. Ein paar vereinzelte Läden blieben offen. Generell, so hieß es, sei alles nicht so erfolgreich wie gedacht: Ladenschluss um 16 Uhr? Kann man da nicht genauso gut um 12 Uhr schließen?

Schaden für die Stadt Altenburg und den Tourismus

Ja – man kann. Und wenn man es tut, dann schadet man sich zuerst selbst und dann der Stadt, in der und von der man lebt. Es mag ja sein, dass dem Altenburger Handel das Image der Stadt schnurzpiepegal ist. Sobald im Frühjahr wieder Touristen in der Stadt sind, werden sie samstags eine leere, verlassene Stadt vorfinden – und nie wiederkommen. Sie werden erzählen, wie viele Ruinen es gibt und wie schwerfällig und ideenlos der Handel vor Ort ist.

Kunden richten sich nicht nach dem Öffnungsdiktat der Händler

Die Kunden aus dem Altenburger Umland? Sie sind auch anderwärts begehrt. Sie werden abwandern, nach außerhalb, auf die grüne Wiese, wenn sie in Ruhe einkaufen wollen. Der ganze Protektionismus wird sie nicht daran hindern, dies tatsächlich zu tun. Noch sind nicht alle Branchen dort, doch wenn die Händlerschaft in Altenburg so weitermacht, sehe ich auch diesen Zustand kommen. Wenn das Angebot ohnehin lau ist und die Läden geschlossen, dann kann der Altenburger nach 12 Uhr am Samstag ebenso gut im Internet einkaufen. Der Slogan „Die Innenstadt - das Kaufhaus in Altenburg“ klingt vor diesem Hintergrund wie ein schlechter Witz.

Sogar die OVZ, sonst traditionell eher zurückhaltend, schrieb in einem Kommentar:

Wer angelockt von vollmundiger Werbung von außerhalb an einem Sonnabend wie dem Letzten in die Altenburger Innenstadt gefahren war, kommt nie wieder.


Hallo, Altenburger Händler, haben Sie es gehört? „Der kommt nie wieder“ – und „nie“ heißt eben: Die Händlerschaft in Altenburg hat verloren, und wie es jetzt scheint: endgültig.

Altenburg – Händler, nicht motzen, sondern kreativer werden!

Ein Modemarkt auf der grünen Wiese – das hat die Altenburger Werbegemeinschaft offenbar auf die Palme gebracht. Hintergrund ist ein Gutachten, bei dem der „prognostizierte Verlust“ an Umsatz nun bei kurz unter (und bei der bisherigen Planung bei kurz über) zehn Prozent läge.

Das alles mag so sein oder auch nicht – aber sehen wir doch bitte mal die Fakten, wie sie heute sind: Ist die Altenburger Innenstadt wirklich attraktiv? Wurde alles, aber auch wirklich alles daran getan, sie zu einem Einkaufs- und Dienstleistungszentrum „comme il faut“ zu machen, und zwar äußerlich, vom Angebot her und von der inneren Einstellung?

Erneuerung kommt von innen – und „gegen etwas“ zu sein hat keinen Sinn, solange die Innenstadtgeschäfte nicht attraktiv genug sind. Zu lange hat man sich auf „alteingesessene“ Namen verlassen, auf alternde Kunden geschaut, die Entwicklung der Zeit an sich vorüberziehen lassen. Die Stadt ist voller Friseure, Optiker, Apotheken und Handyshops. Es fehlen die schicken Angebote, die ins Auge stechen, die ständig wechselnden Auslagen – kurz: Es fehlt etwas fürs Auge. Man gehe bitte einmal im Herbst oder Winter Montags, Dienstags, Donnerstags oder Freitags über den Marktplatz – leer gefegt ist die Stätte, unattraktiv und leblos, von einer Würstchenbude einmal abgesehen.

Nein, ich habe keine Lösungen – die Lösungen müssen von jenen kommen, die auch die Verursacher der gähnenden Langeweile des Angebots sind.