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Nur Winter, sonst nichts

Bild © 2012 by rosinentexte.de


Altenburg bietet gegenwärtig überwiegend winterliche Bilder - man muss sie einfach einmal festhalten. Ich persönlich bin kein Freund der Kälte, und die Eisblumen, so schön sie auch sind, erinnern mich daran, dass ich mal bei der örtlichen Handwerkerschaft betteln gehen muss, um gnädigst einen Termin für die Erneuerung der Fenster gewährt zu bekommen. Aber - vielleicht geschieht ja ein Wunder, und die Leute rennen mir die Tür ein? Meine Erfahrungen mit Schreinern und Malern aus dem letzten Jahr waren jedenfalls nicht so, dass ich hätte Jubeln und Jauchzen mögen.

Schön, aber nicht unbedingt sinnvoll: Eisblumen- Bild © 2011 by rosinentexte.de

Das Ärgernis: Wir nehmen keine neuen Patienten mehr auf!

Es ist ein Ärgernis, und es wird zulasten der wenigen Neubürger in Altenburg ausgetragen: Haus- und Fachärzte „nehmen keine Patienten mehr an“.

Was dies für die Neubürger bedeutet, mag jeder selbst ermessen: Der Standort Altenburg wird dadurch jedenfalls kaum attraktiver, der Zuzug eher zu einem Gesundheitsrisiko. Die Ärzte sind schnell bei der Hand, wenn es um eine plausible Erklärung geht – sie verweisen auf die „Kassenärztliche Vereinigung“ – im „Durchblick“ kann man nachlesen, wie das Ganze funktioniert: Bürokratie zulasten der Patienten.

Zitat:

Erdacht hat diese bürokratische Missgeburt aber gar nicht die Krankenkasse, sondern die Kassenärztliche Vereinigung (KV).


Sicher ist das alles so – und aus der Sicht aller Ärzte, Arztverbände und sonstigen Träger der Macht oder Ohnmacht im Gesundheitswesen, die daran beteiligt sind, auch durchaus verständlich. Aber es ist dennoch ein Affront gegen die Bürger der Stadt, insbesondere gegen die Neubürger. Denn die Aussage: „Wir nehmen keine neuen Patienten mehr an“ ist etwa gleichbedeutend mit „Was haben Sie in dieser unserer Stadt eigentlich zu suchen? Gehen sie doch woanders hin!“

Ja, was hat man eigentlich in einer Stadt zu suchen, die so wenig auf Neubürger eingestellt ist, sie aber dennoch dringend benötigen würde? Das fragt sich nicht nur der Pflasterstolperer – das fragen sich kopfschüttelnd viele der wenigen Neubürger. Langfristig dürfte dieser unhaltbare Zustand zu einem Fiasko für eine Stadt führen, die nicht gerade mit Neuzuzügen gesegnet ist.

Sie ziehen wohl aus?

„Oh, würden Sie ihren Wagen bitte dort nicht parken?“ Ich bin sehr höflich, wenn ich Menschen in Altenburg bitte. Mal wird dies goutiert, mal nicht. Die junge Dame, die das Fahrzeug geparkt hatte, sah erstaunt auf, und ich erkläre ihr: „Wissen Sie, morgen kommt hier ein ziemlich großer Möbelwagen, da würde ich sehr gerne der Platz frei halten“.

Die junge Dame ist kooperativ und lässt sich, wie in Altenburg üblich, auf ein kurzes Gespräch ein. „Sie ziehen wohl aus, wo ziehen Sie den hin?“ Ich antworte: „Oh nein, ich ziehe hier ein.“ Die Dame sieht mich einen Moment mit dem etwas verhangenen Blick an, mit dem man üblicherweise Psychiatriepatienten gegenübertritt. „Sie ziehen wirklich nach Altenburg?“
„Ja, wirklich …“

„Wo kommen Sie denn her, nach der Sprache aus Holland?“

Ich musste lächeln. Als ich nach Ungarn zog, fragten mich alle Leute, „ah, da ziehen Sie zurück in die Heimat, nicht wahr?“, und immer, wenn ich in Hannover war, hielten mich die Niedersachsen für einen Südeuropäer.

Aber davon will ich nicht erzählen: es ist mindestens das fünfte Mal, dass mich einer der Altenburger Bürger ansieht, als wäre ich meschugge, wenn ich sage: „Ja, ich ziehe nach Altenburg“.

Ich notiere mir mal:

Man muss nicht unbedingt meschugge sein, um nach Altenburg zu ziehen, aber offenbar ist es auch nicht völlig normal, hier herzuziehen.

Erfreulicher Behördengang

Mein erster Gang zu einer Behörde in Altenburg war das Gegenteil von dem, was ich befürchtet hatte: Dort graue Gesichter zu sehen. Man begegnete mir mit ausgesuchter Höflichkeit, obgleich ich nicht alle Unterlagen vorweisen konnte, die mein Anliegen stützen würden. Aber man gab mir den richtigen Rat.

Was ich noch erwähnen sollte: Die Dame, die mich empfing, war redlich bemüht, mir zu helfen, entschuldigte sich, dass sie derzeit nicht mehr für mich tun konnte, und lächelte freundlich.

Erstaunlich – ich bin seither bei Behördengängen häufiger angelächelt worden als in Ladengeschäften. Ich notiere mir:

Damen, die bei Behörden in Altenburg angestellt sind, können außerordentlich charmant sein.

Ein erster Kontakt mit einer Ur-Altenburgerin

„Sie wollen doch nicht wirklich hierher ziehen“ … das „hier her“ klingt bei der Dame wie der Sirenenton eines Krankentransports. „Um Himmels willen, überlegen Sie sich das noch mal.“

Nun gut, es war lange schon entschieden. Das Haus stand in sinnloser Weise so gut wie leer, was nie positiv für den Erhaltungsstand eines Hauses ist und es gab noch eine andere wundervolle Fügung, also warum nicht? Doch das reichte der Dame nicht. „Wollten Sie wirklich hierherziehen?“, fragt sie mich noch einmal beschwörend. Ich antwortet leise: „Oh, wissen Sie, ich gehe dorthin, wo meine Frau hingeht – ich bin ein „Trailing Husband“.

Sie starrte mich aus mitleidigen Augen an, gerade solange, dass es nicht peinlich wurde. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: „Na, wenn Sie sich das mal richtig überlegt haben – da hätten Sie doch an die Ostseeküste ziehen können.“

Ich hätte vielleicht sagen sollen: „Dies hier ist nicht mein Altersruhesitz, dies wird jetzt mein Domizil."

Ich notiere mir:

Manche Altenburger finden ihre Stadt so schrecklich, dass sie vor dem Zuzug warnen.

Was will das Altenburg Journal?

Altenburg ist eine wundervolle Stadt. Das bedeutet aber nicht, dass aus Altenburg noch eine weitaus interessantere Stadt werden könnte. Es ist keine Frage: Altenburg braucht neue, innovative Ideen, um sich als historische Stadt mit moderner Ausrichtung zu profilieren.

Wie kann das geschehen?

Man kann nicht warten, bis das gnädige Schicksal Hilfe von außen bringt. Altenburger Bürger sind daher aufgefordert, alle Ihre Kräfte, die sie gerade übrig haben, nach außen und nach vorne zu richten. Wenn die Kraft, Altenburg nach vorn zu bringen, nicht von jedem einzelnen Bürger kommt, von wem den eigentlich dann?

Was tun wir dafür?

Das Altenburg Journal sammelt dazu Daten und Fakten, Meinungen und Ansichten. Im Moment noch kunterbunt und etwas durcheinander – das bringt ein neues Journal so mit sich. Die Schwerpunkte werden wir langfristig auf Kunst und Kultur, städtisches Leben und Tourismus richten.

Tourismus - elementar wichtig für Altenburg

Gerade für den Tourismus ist es wichtig, eine servicefreundliche, zuvorkommende Stadt zu sein. Dazu gehört der richtige Umgangston gegenüber dem Gast, aber auch die Darstellung des Handels, des Handwerks und der Gastronomie im Internet. Wer heute noch sagt, dass „Altenburg anders tickt“, der wird morgen ohne Umsatz dastehen.

Was wird aus der Altenburger Jugend?

Für uns alle aber ist es ungeheuer wichtig, der Jugend eine moderne, ganzheitliche Ausbildung zu geben und dabei alles zu tun, damit das junge Altenburg zu Ansehen, Ruhm und Ehre kommt.

Das wollte unsere Redaktion Ihnen sagen - und dafür stehen wir

Die Redaktion des Altenburg Journals