Skip to content

Werbegemeinschaft zeigt: Altenburg kann es

Die Frühlingsnacht in Altenburg – das ist ein Fest der besonderen Art, in der Altenburg auflebt. Zwar ist es noch zu früh für eine genaue Analyse, aber der Pflasterstolperer hat sich doch ein wenig umgehört und ist zu dabei zu Erkenntnissen gekommen:

1. Um sich in der Stadt zu treffen, muss man Anlässe schaffen. Den Menschen hier in Altenburg ging es nicht darum, Sensationen zu erleben, sondern um einander hier in einer lauen Frühlingsnacht zu begegnen.
2. Es zahlt sich aus, auf die Kunden einzugehen. In der Frühlingsnacht wussten viele Altenburger Geschäftsleute und Gastronomen plötzlich, wie man mit Kunden umgeht – trotz des Andrangs blieb man freundlich und gelassen. Fragt sich natürlich, warum das nicht immer so sein kann.
3. Altenburg ist eine Stadt, die vom Umland lebt – und vom kleinen wie vom großen Tourismus. Merkwürdigerweise wird dies viel zu wenig betont, wenn man Politikern zuhört. Ein Altenburg ausschließlich für die Altenburger mit musealem Charakter? Das kann eigentlich nur schiefgehen.



Interessant war vor allem, dass alles fast ohne „Attraktionen“ ging – ein vereinzelter Feuerschlucker und ein paar Trommler – das war es schon. Es muss also nicht immer teuer sein, Menschen in die Stadt zu ziehen.

Viel Licht fällt bei solchen Gelegenheiten auch auf andere Altenburger Attraktionen: die Altenburger Kultur nur für Altenburger? Sollte sie nicht weit hinausstrahlen ins Land, und Menschen in Massen anziehen, statt regional zu verkümmern? Und immer wieder dieselbe Frage: Will sich Altenburg nun endlich dem Tourismus stellen, oder will man die Touristen lieber draußen sehen als drinnen? Ein paar Fragen bleiben noch - trotz des Erfolgs.

Sinnvolle Argumente für das Altenburger Theater?

Je mehr Leute man trifft, umso vielfältiger werden die Meinungen, die man hört. In Altenburg geht es ja (wenigstens vorgeblich) oft um „die Kultur“, und als „die Kultur“ wird vom traditionsbewussten Altenburger „das Theater“ verstanden.

Ist „Die Kultur“, denn „das Theater“? Natürlich nicht. Und was ist „das Theater“? Etwas, das man so lange aufbraucht, bis man die Substanz weggefressen hat und man es sich wirklich nicht mehr leisten kann?

Die Stadt muss Klartext reden: „Wenn wir das Theater in der bisherigen Form erhalten wollen, dann …“ hier erwartet man bessere Antworten, als diejenigen, die der Plasterstolperer bisher hören konnte. Man kann nicht alles konsumieren, gerne haben wollen und einfordern, ohne etwas dafür zusätzlich zu leisten.

Würde man sagen „wir brauchen das Theater, um …“

1. Als Stadt für den Tourismus zu werben.
2. Kulturbeflissene aus ganz Thüringen anzuziehen.
3. Einen namhaften Beitrag zur deutschen Theaterkultur zu leisten.
4. Unsere Jugend hautnah an die Kultur des Theaters heranzuführen.
5. Als Bildungs- und Diskussionsstätte.

Dann, ja dann wäre etwas verständlicher, warum man das Theater braucht. Dann dürfte man vielleicht auch die Frage stellen, wie viele Bürger nach Altenburg ziehen, um das Theater in der Nähe zu haben und wie viele fortziehen, obgleich es das Theater gibt.

Halten wir fest: Es ist schön, hier ein Theater zu haben. Aber das Theater ist nicht zum „Aufbrauchen“ da, wie denn die Stadt überhaupt ganz und gar nicht zum „Abwohnen“ bestimmt ist. Fragt sich, wie man eine lebendige Kulturstadt Altenburg unter Einbeziehung des Theaters zustande bringt – bestimmt nicht, indem man das Altenburger Theater als Heiligtum verehrt.

Der Streik der Altenburger Händler gegen die Kunden

Der Pflasterstolperer hatte ja am letzten Samstag gegen 13 Uhr nicht schlecht gestaunt: Alles, was offen sein sollte, hatte geschlossen – na ja, nicht alles. Ein paar vereinzelte Läden blieben offen. Generell, so hieß es, sei alles nicht so erfolgreich wie gedacht: Ladenschluss um 16 Uhr? Kann man da nicht genauso gut um 12 Uhr schließen?

Schaden für die Stadt Altenburg und den Tourismus

Ja – man kann. Und wenn man es tut, dann schadet man sich zuerst selbst und dann der Stadt, in der und von der man lebt. Es mag ja sein, dass dem Altenburger Handel das Image der Stadt schnurzpiepegal ist. Sobald im Frühjahr wieder Touristen in der Stadt sind, werden sie samstags eine leere, verlassene Stadt vorfinden – und nie wiederkommen. Sie werden erzählen, wie viele Ruinen es gibt und wie schwerfällig und ideenlos der Handel vor Ort ist.

Kunden richten sich nicht nach dem Öffnungsdiktat der Händler

Die Kunden aus dem Altenburger Umland? Sie sind auch anderwärts begehrt. Sie werden abwandern, nach außerhalb, auf die grüne Wiese, wenn sie in Ruhe einkaufen wollen. Der ganze Protektionismus wird sie nicht daran hindern, dies tatsächlich zu tun. Noch sind nicht alle Branchen dort, doch wenn die Händlerschaft in Altenburg so weitermacht, sehe ich auch diesen Zustand kommen. Wenn das Angebot ohnehin lau ist und die Läden geschlossen, dann kann der Altenburger nach 12 Uhr am Samstag ebenso gut im Internet einkaufen. Der Slogan „Die Innenstadt - das Kaufhaus in Altenburg“ klingt vor diesem Hintergrund wie ein schlechter Witz.

Sogar die OVZ, sonst traditionell eher zurückhaltend, schrieb in einem Kommentar:

Wer angelockt von vollmundiger Werbung von außerhalb an einem Sonnabend wie dem Letzten in die Altenburger Innenstadt gefahren war, kommt nie wieder.


Hallo, Altenburger Händler, haben Sie es gehört? „Der kommt nie wieder“ – und „nie“ heißt eben: Die Händlerschaft in Altenburg hat verloren, und wie es jetzt scheint: endgültig.