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Der Marktplatz – konservieren oder partiell erneuern?

historisch - ja! aber der markt ist kein museum


Die Entscheidung ist längst gefallen – der Altenburger Marktplatz soll in jenem Teil, der zur Brüderkirche aufsteigt, erneuert werden, und seither ist eine rege und bisweilen sehr unsachliche Diskussion entstanden, die auch zum Tag des Denkmals kein Ende nahm.

Ja, es wäre schön, das Baudenkmal komplett zu erhalten, aber die Argumente sind dennoch nicht stichhaltig. Der Markt ist schon heute keinesfalls einheitlich und von einem „historischen mittelalterlichen Marktplatz“ kann ohnehin nicht die Rede sein. Genau genommen ist der Markt, der aus Hauptmarkt, Topfmarkt, Kornmarkt und weiteren Abschnitten besteht, an vielen Ecken sanierungsbedürftig, und zahllose kleine Bürger- und Handwerkerhäuser in der Umgebung sind es auch. Wer heute vom „Rossplan“ zum Teich oder zum Markt geht, wird schmerzlich feststellen, dass die Stadt ihre historische Substanz gar nicht komplett erhalten kann – zumal, wenn die Bürger nicht mitziehen, sondern verträumt auf bessere Zeiten warten.

Der Segen in der Skatstadt Altenburg wird immer „von oben“ erwartet – und dies ist absolut fatal. Was Bürgersinn nicht erreichen kann, was Sponsoren und Inverstoren nicht bewältigen, das soll die Stadt richten?

Altenburg ist historisch – aber die Stadt ist kein Museum. Es ist schön, die sanierten Teil der Stadt zu sehen, das Kopfsteinpflaster und die historisch anmutende Beleuchtung. Eine lebendige Stadt muss aber auch abreißen dürfen. Man kann nicht in einer Stadt des 21. Jahrhunderts leben darin 19. Jahrhundert spielen. Das Alte zu bewahren, bedeutet nicht, auf das Neue zu verzichten.

Bild: © 2011 by rosinentexte.de

Zum Tag des offenen Denkmals: Die Schmidtsche Villa

der ausblick vom esszimmer aus - beinahe wie damals


Die Denkmäler, die sonst verschlossen sind, werden am 11. September auch in Altenburg geöffnet. Die Stadt beherbergt einige bereits gehobene Schätze, das eine oder andere Kleinod im Rohzustand und leider auch zahllose Gebäude, die zwar denkmalsgeschützt sind, aber einen erbärmlichen Eindruck hinterlassen.

Einige der Denkmäler, wie beispielsweise die Schmidtsche Villa, werden heute anders genutzt und sind deshalb nicht immer zugänglich. In diesem Gebäude befindet sich – nunmehr im fünften Jahr – die Freie Grundschule Altenburg.

Unter vielen anderen Gebäuden hat sich der Pflasterstolperer auch die Schmidtsche Villa angesehen. Über diese Villa ist im Internet noch wenig berichtet worden, was der Pflasterstolperer zum Anlass nehmen könnte, Ihnen etwas mehr darüber zu erzählen. Denn wie auch immer man über das Bürgertum des 19. Jahrhunderts denken mag, einige der Menschen damals besaßen eine Größe, die man heute oft vergeblich sucht, man denke nur an Robert Bosch oder eben an den Altenburger Edmund Schmidt. Jener war Zigarrenfabrikant und Reichstagsabgeordneter, und seienr Villa erbaut er auf einem riesigen Anwesen, das damals vor der Stadt lag. Dem Vernehmen nach schenkten es ihm die Schweigereltern zur Hochzeit. Edmund Schmidt hat für die Stadt Altenburg eine überragende Bedeutung, denn er war es, der die Initialzündung für den beliebten Stadtwald gab. Der Name des 1907 gegründeten „Herzog-Ernst-Wald-Vereins“ ist heute nicht mehr mit den Namen des Initiators verbunden.

Wie so viele andere bürgerliche Prachtbauten wurde auch die Schmidtsche Villa von den regierenden Sozialisten in der Ex-DDR einfach „genutzt“, sein Wert als historisches Denkmal aber nicht erkannt, weil bürgerliche Traditionen nach Auffassung des sogenannten „Arbeiter- und Bauernstaates“ nicht zum Kulturerbe des Volkes gehörten. So wurde insbesondere der prachtvolle Wintergarten abgerissen, und auch der Teich im angrenzenden Park wurde entfernt.

Seit März 1999 ist die Villa Eigentum der Dr. P. Rahn und Partner GmbH. Im Zeitraum von März 1999 bis Oktober 2000 wurde die Villa umfangreich saniert, sodass heute die grundlegende Bausubstanz sowie ein Teil des hochherrschaftlichen Lebens in der Villa anhand von Details wieder erkennbar ist.

Zum Tag des offenen Denkmals interessierten sich viele Altenburger für das Gebäude, in dessen Mitte der Speisesaal liegt, auf den man auch heute noch einen wunderschönen Blick durch den Garten auf die Stadt hat, beinahe so, als hätte sich seit dem 19. Jahrhundert nichts verändert. Heute beherbergt das Zimmer die Aula der Grundschule.

Bild: © 2011 by rosinentexte.de