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Sinnvolle Argumente für das Altenburger Theater?

Je mehr Leute man trifft, umso vielfältiger werden die Meinungen, die man hört. In Altenburg geht es ja (wenigstens vorgeblich) oft um „die Kultur“, und als „die Kultur“ wird vom traditionsbewussten Altenburger „das Theater“ verstanden.

Ist „Die Kultur“, denn „das Theater“? Natürlich nicht. Und was ist „das Theater“? Etwas, das man so lange aufbraucht, bis man die Substanz weggefressen hat und man es sich wirklich nicht mehr leisten kann?

Die Stadt muss Klartext reden: „Wenn wir das Theater in der bisherigen Form erhalten wollen, dann …“ hier erwartet man bessere Antworten, als diejenigen, die der Plasterstolperer bisher hören konnte. Man kann nicht alles konsumieren, gerne haben wollen und einfordern, ohne etwas dafür zusätzlich zu leisten.

Würde man sagen „wir brauchen das Theater, um …“

1. Als Stadt für den Tourismus zu werben.
2. Kulturbeflissene aus ganz Thüringen anzuziehen.
3. Einen namhaften Beitrag zur deutschen Theaterkultur zu leisten.
4. Unsere Jugend hautnah an die Kultur des Theaters heranzuführen.
5. Als Bildungs- und Diskussionsstätte.

Dann, ja dann wäre etwas verständlicher, warum man das Theater braucht. Dann dürfte man vielleicht auch die Frage stellen, wie viele Bürger nach Altenburg ziehen, um das Theater in der Nähe zu haben und wie viele fortziehen, obgleich es das Theater gibt.

Halten wir fest: Es ist schön, hier ein Theater zu haben. Aber das Theater ist nicht zum „Aufbrauchen“ da, wie denn die Stadt überhaupt ganz und gar nicht zum „Abwohnen“ bestimmt ist. Fragt sich, wie man eine lebendige Kulturstadt Altenburg unter Einbeziehung des Theaters zustande bringt – bestimmt nicht, indem man das Altenburger Theater als Heiligtum verehrt.

Altenburg – die trostlose, liebenswerte Stadt mit Pflasterwüste

So belebt würde man die Stadt Altenburg gerne sehen - aber sie ist es nur wenige Tage im Jahr

Die Straßen und Plätze sind hübsch gepflastert, beinahe vorbildlich, die historisch anmutenden Laternen wirken heimelig: Hier sollte sie sein, die alte Stadt. Doch wo ist sie, die wundervolle Kleinstadt, in die unsere Bürger an Abend strömen, die Stadt mit den kleinen, heimeligen Altstadtlokalen in engen Gassen, mit den Treffpunkten der Jugend und der Intellektuellen?

Wohin man auch sieht: Altenburger Ruinen

Bleiben wir einmal beim Pflaster: Das wäre schön und nützlich, wenn die Stadt und ihre Bürger geschafft hätten, dieses Thema auch mit Bauwerken zu dokumentieren. Doch dieses Altenburg ist eben auch eine Ruinenstadt, wohin man schaut – ein Ort des Verfalls. Von einer Stadt, die ein bisschen auf „bürgerliche Romantik“ macht, wären die niedrigen Häuser des Kleinbürgertums und die großen Häuser reicher Bürger gute Vorzeigeobjekte. Aber gehen Sie doch mal durch die Stadt. Wenig originell oder original renovierte Häuser, ein paar schön eingepasste Neubauten, dazwischen Ruinen. Wer will diese schreckliche Ruinenstadt eigentlich als Tourist besuchen? Da werden Menschen mit Bussen herangekarrt, und wenn sie dann durch die Straßen gehen, die zum Marktplatz oder zum großen Teich führen, werden sie von Ruinen begleitet oder anderen Häusern, die vom Verfall gezeichnet sind. Nein, dies zu ändern ist nicht leicht, und gelegentlich sieht man den "guten Willen" - aber der allein reicht nicht.

Potemkinsche Fassaden: Zu viel Altes in Altenburg

Auf der anderen Seite werden überall angebliche Kulturdenkmäler erhalten, die als solche gar nichts hermachen: Riesengemäuer, potemkinsche Fassaden, eigentlich Müll der Vergangenheit. Altes aus Altenburg, das zu gar nichts wirklich taugt. Teuer, nutzlos, nostalgisch.

Die Plasterwüste Marktplatz

Da wäre der Marktplatz: die Altenburger Pflasterwüste mit Würstchenbude. Die Menschen schleichen sich an den Wegen auf beiden Seiten lang, die Mitte ist offenbar dazu da, um zu sagen: „Hier geschieht nichts, und das ist so gewollt“. Ja sicher, mittwochs ist hier Markt, und irgendwelche Marktreste finden auch am Samstag statt. Nein, ich vergesse nicht, dass es dort eine Rieseneisdiele gibt – so gut wie die einzige Attraktion der Stadt. Sicher, irgendwann finden hier auch Feste und Sondermärkte statt – aber das heißt auch, dass an den meisten Tagen des Jahres hier eine Steinwüste ist und sonst gar nichts. Für den auswärtigen Besucher wie für den Bürger gibt es auf dem Marktplatz nichts wirklich zu entdecken.

Wollen die Bürger ihre Satdt nur noch "abwohnen"?

Wo ist sie, die alte Kernstadt, hübsch saniert Haus für Haus, mit schnuckeligen Lädchen und urigen Kneipen? Wo ist der Geist, wo die Kultur in der Kernstadt?

Ja, Altenburg hat fast alles – ein Schloss, einige schöne Kirchen, ein paar wirklich hübsch restaurierte Häuser und sogar einen netten Teich mit Inselzoo. Die Stadt hat ein ungeheures Potenzial, von dem nur ganz wenig genutzt wird. Warum? Möglicherweise, weil die Bürger der Stadt bereits resigniert haben und Altenburg nur noch „abwohnen“ wollen?

Ich weiß es nicht – die schöne, liebenswerte und liebevoll gestaltete Stadt wechselt auf Schritt und Pflastertritt mit der trostlosen, verlassenen und vermüllten Stadt. Gefällt Ihnen das etwa?

Bild © 2011 by rosinentexte, altenburg