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Braucht Altenburg eigentlich Barbarossa-Festspiele?

Wer denkt da an Barbarossa?
Kann man auf ewig Prinzenraub spielen?“ Diese Frage mag jene bewegt haben, die sich einmal entschieden hatten, ab 2013 etwas Anderes darzubieten: Barbarossa-Festspiele. Die Sache hatte allerdings mehrere Geburtsfehler: Man hatte keinen geeigneten Standort für das Festival – und man hatte ebenso wenig ein wirklich spektakuläres Stück, das man zu Ehren des „Kaisers Rotbart“ hätte spielen können. Man sprach davon, dass es wohl einen Stuttgarter Kinder- und Jugendtheatermacher geben würde, der ein solches Stück schreiben könne – aber das war auch beinahe schon alles.

Kein unterhaltsames Freilicht-Theaterstück über Barbarossa

Die Sache mit dem Standort klärte sich nach und nach – man wolle wieder aufs Schloss gehen, hieß es, wo man schon den Prinzenraub zelebriert habe. Doch irgendwie wurde der Pflasterstolperer den Verdacht nicht los, dass sich dahinter eine Luftnummer des Bildungsbürgertums verbarg: Kaiser Barbarossa? Typischer Fall für spitznasige Gymnasiallehrer, wie ich meine. Machen wir uns doch bitte nichts vor. Bei den Festspielen geht es um eine spektakuläre Freilicht-Theateraufführung, bei der das Volk lustvoll unterhalten werden will.

2013 soll das Barbarossa-Theater möglicherweise ausfallen

Nun steht nach einem Vorab-Bericht der OVZ infrage, ob Altenburg 2013 Barbarossa-Festspiele haben wird – aus finanziellen Erwägungen. Bei dieser Gelegenheit darf man sich wohl fragen: War es denn überhaupt eine sinnvolle Idee, den rotbärtigen Staufer noch einmal aufs Schild zu hieven? Muss Altenburg eigentlich Barbarossa-Festspiele ausrichten? Wem nützt es und warum? Wenn es nützen würde, müsste ein touristisches Spektakel über mehrere Tage her, das möglichst wenig kostet und möglichst viel einbringt. Fragt sich, ob sich dieser Barbarossa dafür überhaupt eignet.

Die falsche Verherrlichung des Mannes mit dem roten Bart

Kaum etwas widerspricht einander mehr als die Verherrlichung des rotbärtigen Friedrich im 19. Jahrhundert und seinem Unterhaltungswert für die heutige Zeit. Wenn überhaupt, dann könnte das Mittelalter mit seinen Sitten und Gebräuchen für das Volk interessant sein – wohlgemerkt – diejenigen des ganzen Volkes, nicht die des Hofes. Denn das Leben im frühen Mittelalter ist für die meisten Deutschen undurchsichtig – Gebildete wie auch Ungebildete denken ja zumeist entweder an angeblich „edle“ Ritter in schicken Rüstungen oder an die dunklen Seiten des Mittelalters, die durch Brutalität geprägt war – beispielsweise durch die religiös motivierten Morde an Tausenden von Frauen, die als „Hexen“ überführt werden mussten.

Barbarossa ist mausetot – und die Festspiele?

Kaiser Barbarossa? Der ist mausetot – und das Bürgertum des 19. Jahrhunderts, das ihn erneut hochleben ließ, ist es auch. In Altenburg stehen die „Roten Spitzen“ – sicherlich. Die wären ein Grund, ein riesiges Mittelalterfest zu veranstalten, dem man ruhig den Namen des Rotbärtigen geben könnte – auch ohne ein Stück über ihn. Doch ansonsten sollte sich die Stadt hüten, den Mann mit dem roten Bart zu verherrlichen, der zuletzt ein 15.000-Mann-Heer von Plünderern anführte – die Geschichte, die von den Mächtigen geschrieben wird und nicht vom Volke, nannte dies einen „Kreuzzug“.

Tourismus mit Barbarossa – ginge es „eine Nummer kleiner“?

Altenburg braucht einen zugkräftigen Tourismus – und wie man jetzt doch noch zu Festspielen kommt, darüber mögen sich andere den Kopf zerbrechen. Aber es wäre jammerschade, wenn die Begeisterung für das Spektakel, die ja aus Prinzenraub-Zeiten noch immer vorhanden ist, nun im Sande verlaufen würde. Vielleicht schafft die Stadt Altenburg ja noch, ein Alternativkonzept zu erarbeiten – immerhin hat man noch ein volles Jahr Zeit, um mit aus den wenigen vorhandenen Mitteln noch ein kostengünstiges Spektakel zu generieren.

Bild © 2012 by Rosinentexte.de

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