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Fröhlicher Swing im Garten des Ritterguts Treben

Alle Mitglieder der SWING Delikatessen im Bild
Fröhlicher Swing und hübsche Unterhaltung bei erstaunlich gutem Wetter – das sind die besten Voraussetzungen für ein Freiluftkonzert.

Swing war immer zweierlei: der Big Band Swing mit seinen charakteristischen Saxofonsätzen und der Small Band Swing, der von kleinen Ensembles gespielt wurde, bei denen sich die Rhythmusgruppe mit Klarinettisten, Saxofonisten und Trompetern zusammenfand – vom Quartett bis zum Oktett.

Sang mit Hingabe: Laura Hempel
Doch nun zum Konzert, das ich mit einem Lob auf Fleiß und Durchhaltevermögen der Frau im Hintergrund beginnen will. Ich bewundere immer wieder die Schlagzeugerin Eva Klesse, die nahezu alles betrommelt, was jazzig ist, und die nur selten einmal wirklich zeigen kann, was in ihr steckt. Mit ihr in der Rhythmusgruppe saßen Daniel Vargas am Bass und Florian Kästner am Klavier.

Die Gruppe „Swing Delikatessen“ verzichtet leider auf die swingtypischen Saxofone und hat als einzigen Bläser den Posaunisten Ludwig Kociok. Wer so besetzt ist, schränkt sein Repertoire naturgemäß ein – und muss ein wenig ausweichen, wenn es wirklich um den traditionellen Swing geht, der ja „eigentlich“ von Bläser dominiert wurde.

Die kleine Swing-Combo diente dann auch hauptsächlich dazu, die beiden Sänger der Gruppe zu begleiten: Da war einmal der sanfte Gesang des Jazzsängers und Stepptänzers Arnfried Auge, und dann die überragende Bühnenstimme der Sängerin, Pianistin und Entertainerin Laura Hempel. Schnell wurde klar, dass Laura Hempel die Bühne nach Belieben beherrschte: Nicht nur ihr Gesang, auch ihr Auftreten wirkte nahezu perfekt. Vor allem im Duett zeigte sich, wie die Laura Hempel sich in den Vordergrund sang und spielte.
Musikalischer Flirt: Baby, it's cold outside


Insgesamt war es ein vielfältiges, unterhaltsames und zuweilen auch musikalisch anspruchsvolles Konzert mit swingender, eingängiger Musik für ein breites Publikum.

In Altenburg: Hot Club d’Allemagne und Gipsy Jazz

Zunächst einmal: Gipsy Swing gibt es so wenig wie „Zigeunerjazz“, aber der Begriff ist einfach nicht aus der ohnehin reichlich manipulierten Jazzgeschichte zu radieren.

Gibt es "Zigeunerjazz"?

Im Grunde war „Zigeunerjazz“ etwas ganz anderes – nämlich der erste eigenständige europäische Jazzstil, und im Grunde standen für ihn nur drei Namen. Der „Hot Club du France“ als Markenzeichen, der geniale Gitarrist und Komponist Django Reinhardt und der Geiger Stéphane Grappelli, der gemeinsam mit Reinhard für den eigenartigen Klang dieser Musik sorgte. Hinzu kamen noch zwei weitere Musiker, von denen einer die Gitarre und der andere den Bass spielte, die aber nur eine geringe Bedeutung für die Entwicklung dieser Musikrichtung hatten. Der „spezielle Klang“ entstand neben der ungewöhnlichen Kombination von Gitarre und Violine vor allem durch die veränderte Rhythmusgruppe – man verzichtete auf das Schlagzeug ebenso wie auf das (im Swing ansonsten bedeutende) Klavier.

Was heute als „Gipsy Jazz“ gespielt wird, ist zumeist ein Abklatsch des Ensembles des „Hot Club de France“, was am deutschen Publikumsgeschmack liegen mag. In Ungarn hingegen gibt es zahllose Weiterentwicklungen des Jazz durch bekannte Roma-Künstler, die jedoch zumeist recht ungewöhnlich klingen – zum Beispiel durch die Verwendung alter Roma-Instrumente wie dem Zymbal, durchaus aber auch durch Bläser und Schlagzeuger.

Das Konzert

Doch zurück nach Deutschland, um zum Konzert in Altenburg. Hier spielte der „Hotclub d’Allemagne“ teils traditionelle Reinhardt-Titel, teils Stücke, die im Swing an Popularität gewannen und teils Eigenkomposition. Soweit die Reinhardt-Titel betroffen waren, wurde schnell klar: Gitarrist Karl-Heinz Vogel beherrschte das dem Schöpfer dieser Musik nachempfundene Spiel meisterhaft und harmonierte dabei perfekt mit dem Geiger Thomas Prokein, der mit einer fünfsaitigen Violine auftrat. Dass beide mehr konnten, als den reinhardtschen Sound auf die Bühne zu bringen, bewiesen sie durch technisch brillant ausgeführte Eigenkompositionen.

Wie nicht anders zu erwarten, blieben die beiden „Rhythmusschaffer“ etwas im Hintergrund, was, wie bereits zuvor angedeutet, typisch für die Musik der damaligen Zeit war. Sie sollen nicht unerwähnt bleiben, denn auch sie sind Meister ihrer Instrumente: der Gitarristen Klaus Jacob und den Bassist Hendrik Bertram.

Ob reinhardsche Frühwerke oder die hohe Kunst, auf Violine und Gitarre swingenden Jazz und elektrisierende Weltmusik zu spielen – das Publikum im ausverkauften Teehaus zu Altenburg war überzeugt und spendende viel Beifall.

„Le Soulbrothers“ in Altenburg: warum dies keine Konzertkritik ist

Stets selbstbewusst im Vordergrund: Christian Noack

Ich will und muss diesem Artikel einen Satz vorausschicken: Dies ist keine Konzertkritik.

Der Ort, an dem alles stattfindet, ist der Agnesgarten, der sich im Innenhof des Schlosses zu Altenburg befindet. Irgendwann einmal erwarb ich die Karten für ein Konzert, bei dem “Souljazz erster Güte“ angeboten wurde. Nun hat die Musikbranche etwas mit dem Zirkus gemeinsam: die Übertreibung beim Anpreisen der Künstler und deren Darbietungen. „Ah, also Souljazz,“, dachte ich, „erste Güte“ geflissentliche als PR-Theater überlesend.

Soul Jazz (dies für die im Jazz wenig Belichteten), ist eigentlich kein Jazz-Stil, sondern eine Richtung des Hard Bop. Bedeutende Pianisten haben die Themen komponiert, und nicht minder bedeutende Saxofonisten haben sich tief in die Seele der Fans geblasen. Was eigentlich dazugehört – nun ja, das ist wirklich schwierig. Ray Bryant ebenso wie Charles Mingus, Bobby Timmons ebenso wie Nina Simone. Für Jazz-Analphabeten: Frauen und Männer, die ihre Seele heraushängen ließen, von ersten Erfahrungen mit aufregender Kirchenmusik (Gospel) stark beeinflusst waren und den Blues sozusagen im Blut hatten, wurden gemeinhin dem Soul-Jazz zugeordnet.

Oh yeah, baby. Irgendwie hatte ich nicht weitergelesen, obgleich ich hätte wissen müssen, dass die Presse gerne etwas in die Überschrift schreibt, was dann im Text gar nicht vorkommt. Dieser Text las sich dann nämlich so:

Mit ihrem Repertoire an modernst aufgemischten Soulclassics und Popsongs im jazzigen Gewand modernen Retro-Pops, überzeugen die beiden Schlitzohren die Trommelfelle eines jeden Zuhörers.


Da ich es nicht gelesen hatte, wunderte ich mich ein wenig über das Publikum – einige (wenige) Paare höheren Alters, die die 1960er Jahre wohl noch als „Twens“ erlebt hatten, mischten sich mit einer beachtlichen Anzahl von in Gruppen einfallenden Zuschauerinnen mittleren Alters. Mich erinnerten sie ein wenig an „Damenkränzchen“ – doch man hat mir dringend nahegelegt, diesen Ausdruck zu vermeiden.

Über die Musik will ich dreierlei sagen: erstens: Die Musiker waren allesamt ausgezeichnet, und sie stellten dies auch unter Beweis. Zweites: Die drei Herren und die eine Dame hatten offenbar eine andere Auffassung von Soul-Jazz als ich. Und drittens schien mir, als ob die ganze Veranstaltung dem Sänger und Gitarristen Christian Noack gewidmet war, der ganz offensichtliche ein Liebling der Altenburger Damen ist.

Wie auch immer – man amüsierte sich, und die Damen folgten der Verführung des smarten Barden, sich tanzend auf der Grasfläche vor der Bühne zu produzieren.

Ich muss Sie alle an den ersten Satz erinnern: Dies ist keine Konzertkritik, es war heiß und schwül, man trank Bier und Wein, tanzte und war fröhlich.

Gespielt und gesungen haben: der stark hervorgehobene Christian Noack (Gesang, Gitarre), das geniale Multitalent Daniel Barke (Gesang, Piano, Tenorsaxofon) sowie Christian Sievert (Gesang, Bass). Am Schlagzeug saß, wie immer konzentriert und sicher, die Drummerin Eva Klesse. Gemeinsam nennt man sich (in dieser Formation) Le Soulbrothers.