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Der Spargel – nun ja, Handelsklasse Eins?

Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist: In letzter Zeit wird nur noch Spargel der Handelsklasse eins (HK 1) als beste Qualität angeboten. Da der Plasterstolperer längere Zeit in Baden gelebt habe, weiß er, dass dies der Gastronomie und dem Endverbraucher dort nicht ausreicht. Der Spargel wird dort also noch gründlicher vorsortiert, was die Sorten, die als „Extra“ verkauft werden (früher 1a), dann wirklich einmalig macht. In der Regel sind die Spitzenqualitäten der Extra-Klasse dort schnell ausverkauft – aber auch die HK 1 kann sich sehen lassen: Qualitäten mit bis zu einem Drittel gespaltener Stangen kommen in Baden nicht vor – sie werden (jedenfalls dort) bereits als HK 2 verkauft.

Unterschiedliche Qualitäten als "HK1" beim Spargel?

In Altenburg geht man auf dem Gemüsemarkt offenbar großzügig mit den Mindestanforderungen um – immer wieder wird in der HK 1 ein großer Teil gespaltener Spargel angeboten, und es scheint zumindest dem Pflasterstolperer so, als ob man es auch mit dem Spargelrost nicht so genau nehmen würde. Interessanter ist nun aber, was passiert, wenn man höhere Anforderungen hat: Die Extra-Klasse (das ist ein offizieller EU-Begriff) kommt hier fast gar nicht an den Markt.

Es ist nicht die Natur, sondern Schlamperei beim Sortieren

Die Lust am Spargelkauf kann einem wirklich vergehen, wenn Marktfrauen argumentieren, warum ihr Spargel so schlecht sortiert ist. Dann heißt es (je nach Temperament) er „wachse eben so“ oder „das Wetter sei dafür verantwortlich“. Nun ist aber weder das Wetter noch die Pflanze dafür verantwortlich, wie sortiert wird: Denn die Klasse „Extra oder "HK1"“ wächst ja nicht auf dem Feld, sondern entsteht durch das Sortieren.

Also, liebe Marktfrauen:

1. Spargel mit Roststellen, die sich beim gewöhnlichen Schälen nicht entfernen lassen, sollten bei keinem Spargel der Klassen „Extra“ und „HK1“ vorkommen.
2. Gespaltene Spargel gehören niemals in eine Extraklasse, und sie haben eigentlich auch in der HK1 nichts zu suchen.
3. Erstrebenswert für den Endverbraucher wie für die Gastronomie ist es (wegen der Kochzeiten) nach Spargeldurchmessern zu sortieren. Das ist heute relativ leicht möglich – und ist ein Service, der über die Handelsklassen hinausgeht.

Lob für die Frische des Spargels

Worin ich die Altenburger Marktbeschicker und Händler loben kann: Das wichtigste am Spargel ist neben dem einwandfreien Geschmack die Frische – und da gab es nichts zu beanstanden.

Kochen müsste man können ...

Was die Gastronomie betrifft, so sollten sich die auch eher gewöhnliche Wirte darauf einstellen, dass Spargel besondere Kochtechniken verlangt. Wer darauf keinen Wert legt, und die Spitzen gleich intensiv gart wie die Enden, sollte lieber eine Imbissbude führen als ein Restaurant. Leider ist es dem Pflasterstolperer in Altenburg passiert, sonst würde es hier nicht erwähnt. Die Bedienung nahm es im Übrigen mit Achselzucken zur Kenntnis. Der Plasterstolperer schweigt über den Ort des Geschehens. Jeder sollte ja noch einmal eine zweite Chance haben.