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Werbegemeinschaft Altenburg: doch nicht lernfähig?

Der kräftige (Aus)tritt, den die Chefin der Altenburger Brauerei der Werbegemeinschaft Altenburg verpasst hat, hat offenbar nicht das Beste bewirkt, das hätte passieren können: Nachdenken über das eigene Selbstverständnis.

Statt dessen konnte man eher das Gegenteil feststellen: In einer Presserklärung lenkte Berger vom eigentlichen Problem der Werbegemeinschaft ab und ging mit fadenscheinigen Argumenten zum Angriff auf die Bauereichefin über.

Wie Berger schrieb, betreibe die Brauereichefin mit ihren Austritt Wahlkampf, wörtlich: „Es scheint Frau Hasse … wichtiger zu sein, dass der jetzige Oberbürgermeister in der Stichwahl noch einmal durchkommt.“

Nun ist zwar Wahlkampf in Altenburg, aber ob das Tun oder Unterlassen der Brauereichefin den Wahlkampf wesentlich beeinflussen kann, muss wohl eher mit einem Lächeln quittiert werden.

Es scheint, als ob Gerhard Berger selber die Dinge in der Skatstadt mittlerweile in einem eigenartigen Licht sieht: Er selbst und seine Werbegemeinschaft haben zu einem großen Teil in den Händen, ob Altenburg für Bürger wie für Touristen attraktiv ist – und dazu trägt nun einmal das von ihm auf Youtube gestellte Video nicht bei – es bewirkt eher das Gegenteil.

Ob ein Modemarkt außerhalb der Stadt schädlich ist oder nicht – das sind Sandkastenspiele. Touristen beispielsweise, das weiß auch Herr Berger, gehen nicht auf Modemärkte auf der grünen Wiese. Aber sie erwarten möglicherweise ein attraktiveres Warenangebot und großzügigere Öffnungszeiten – vor allem, wenn die Touristen nach Altenburg kommen.

Die Innenstadt wird gegenwärtig durch mehrere Neubauten gefördert – daran kann gar kein Zweifel bestehen. „Zurück in Innenstadt“ könnet viel wichtiger und attraktiver sein als die unselige Diskussion um den Modemarkt, die ständig populistisch ausgeschlachtet wird. Wenn mehr Menschen in der Innenstadt wohnen, dann kaufen auch mehr Menschen in der Innenstadt – das ist, beispielsweise, Innenstadtförderung.

Niemand, auch Herr Berger nicht, sollte erwarten, dass er die Zeit durch Protektionismus anhalten kann. Jede Stadt, auch eine kleine Stadt wie Altenburg, lebt davon, dass die Menschen gerne allzeit durch die Stadt schlendern. Deshalb sind Ideen gefragt – und die sollte Herr Berger jetzt auf den Tisch legen, statt Presseerklärungen und Zeitungsanzeigen zu verfassen und YouTube-Videos drehen zu lassen.

Kinkerlitzchen und Kleinkariertes vor der OB-Stichwahl

Keine Wahlempfehlung der CDU zur OB-Wahl in Altenburg – das ist gut so, keine Wahlempfehlung der Linkspartei – das empfiehlt sich auch. Wundersamerweise gibt es aber eine merkwürdige Wahlempfehlung des Ex-Linkskandidaten Michael Sonntag, der neuerdings für den konservativen, aus dem Umfeld der Christdemokratie stammenden Kandidaten Peter Müller (seit einiger Zeit Pro Altenburg) votiert. Sonntag argumentierte vor allem mit dem „Niedergang der Kanalstraße“, den er offenbar dem OB anlasten will. Linkslastig klingt auch die Argumentation, „in der Altstadt würde mehr verfallen als saniert werden“, was so nicht stichhaltig ist– und dort, wo es stimmt, sollten sich die Altenburger Privatinvestoren und Geschäftsleute mal an die Nase fassen: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Einige Bürger scheinen dies noch nie gehört zu haben, aber ich verrate Ihnen, wo es steht: im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Es wäre gut, es zu lesen, statt die Ideologien alter Zeiten wieder auszukramen aka „der Staat ist für alles zuständig“.

Kleinkariert und lästig: Querelen in der Werbegemeinschaft

Das Ärgernis Nummer eins in der Stadt ist gegenwärtig die Propaganda via YouTube der Werbegemeinschaft Altenburg, durch die seither ein tiefer Riss geht. Das Thema ist noch lange nicht begraben, weil es über die Wahl des OB in Altenburg hinausreicht. Die Frage ist, als wessen Anwalt sich die Werbegemeinschaft eigentlich fühlt – und das ist keinesfalls parteipolitisch gemeint, sondern trifft jeden Bürger der Stadt.

Altenburg und Denkmalsschutz - zu Tode schützen?

Blieben noch „die“ Denkmalsschützer, die ebenfalls Propaganda gegen den gegenwärtigen OB machen. Auch sie sollten sich besinnen, dass der Fremde, der Altenburg besucht, heute (und nicht in 20 Jahren) ein halbwegs intaktes Stadtbild sehen möchte, unabhängig davon, ob alle Baudenkmäler erhalten werden können oder nicht. Altenburg darf nicht zu Museumsstadt mit „inneren Schätzen“ verkommen, die äußerlich kaum etwas hergeben.

Klare Ansagen: Weg mit der Selbstgefälligkeit

Der Rat des Plasterstolperers aus vollem Herzen und uneigennützig an alle Bürger und Mandatsträger: Hören Sie auf mit den Spitzfindigkeiten, der Besserwisserei und der Selbstgefälligkeit. Die Zukunft liegt unmittelbar vor Ihnen, nicht hinter Ihnen und nicht in weiter Ferne.

Wir alle gestalten den Weg Altenburgs nicht vorrangig für uns selbst und die Gegenwart, sondern für die kommenden Generationen und ihre Zukunft in der Stadt. Wer das nicht einsieht, sollte überprüfen, ob er dem Amt oder Mandat gerecht wird, das er ausübt.

Keine Empfehlung der CDU zur OB-Stichwahl – gut so

Die Altenburger CDU würde sich einen Bärendienst erweisen, wenn sie den Kandidaten für die OB-Wahl von Pro Altenburg, Peter Müller, unterstützen würde. Dabei geht es, wie der CDU-Chef André Neumann er OVZ sagte, nicht darum, den „Erzrivalen“ zu schädigen, sondern darum, eigenständige CDU-Politik im Stadtrat zu machen.

Doch Erzrivale hin – Erzrivale her – Peter Müller hat die Konservativen der Stadt in zwei konservative Lager gespalten, und beide Lager liegen gegenwärtig im Grabenkampf miteinander. So ist es nur konsequent, dass sich die CDU zurückhält, wenn es um eine Wahlempfehlung geht. Mehrheiten in Sachfragen werden sich immer erreichen lassen, wenn Populismus einerseits und Ideologie anderseits „außen vor“ gelassen wird.

Sicher ist vor allem dies: Pro Altenburg muss sich im Stadtrat erst noch beweisen – und da wird sich zeigen, was man wirklich kann und wo man nur von Lippenbekenntnissen lebte. In zwei Jahren werden wir mehr darüber wissen.

Altenburg – nicht konsequent zur Touristenstadt ausgebaut

Fremdenverkehr tut not, und im Prinzip kann die Stadt Altenburg sogar recht zufrieden mit den Touristen sein, die pünktlich zum tatsächlichen Frühlingsbeginn wieder in die Stadt strömen. So weit, so gut – aber warum ist Altenburg immer so zurückhaltend, wenn es darum geht, Touristenzentrum zu werden? Welche Interessengruppen in der Stadt wollen dies verhindern?

Der Pflasterstolperer ist noch nicht dahintergekommen, könnte sich aber vorstellen, dass viele Altenburger (auch Stadträte) in Touristen keine Bereicherung der Stadt sehen. Richtig bemerkt dazu der Fremdenverkehrsverband, man müsse wohl noch an der Verschönerung der Stadt arbeiten, wenn man Touristen anlocken wolle. Gerade erst ist von der Presse und konservativen bürgerlichen Kreisen ja eine Verschönerungsaktion in die Tonne getreten worden - weil sie Geld kostet. Der Pflasterstolperer mag seine Gäste schon gar nicht mehr über die Teichstraße zum großen Teich führen – diese Ruinenstraße ist, vor allem im Mittelteil und samt Nebenstraßen, ein Schandmal für die Stadt. Sicher, daran tut man jetzt etwas, weil man die Innenstadt wieder besiedeln will, und das ist gut so. Vielleicht kann man ja eines Tages auch von Rossplan auf den Markt gehen, ohne an den verbliebenen Ruinen der Moritzstraße vorbeizugehen. Vielleicht einmal – aber JETZT und HIER wäre eben für den Tourismus sinnvoller, und dieser Sinn ließe sich wohl nur durch stärkeres Engagement von privaten Investoren erzielen.

Wer Tourismus in Altenburg will, der darf durchaus verdecken und verstecken, solange man noch nicht die Mittel hat, die Stadt nachhaltig zu verschönern – aber Tourismus muss eben Prioritäten bekommen gegenüber der Selbstgefälligkeit der Altenburger Bürger, die glauben, unkritisch mit sich selbst umgehen zu können.

Warnschuss: Brauerei steigt aus Werbegemeinschaft aus

Was sind die Interessen der Werbegemeinschaft Altenburg? Liegen Sie wirklich darin, die Attraktivität der Stadt Altenburg zu fördern? In den vergangenen Wochen wurden Zweifel daran laut, ob die Werbegemeinschaft Altenburg tatsächlich das Wohl der Skatstadt im Auge hat.

Stein des Anstoßes war ein Video, das Altenburg nicht von seinen besten Seiten zeigte. Willkürlich herausgegriffene, längst geschlossene Geschäfte in schlechter Lage zu zeigen, die sich in verfallenen Häusern befinden – ist dies die Aufgabe einer Werbegemeinschaft?

Die Altenburger Brauerei hat die Konsequenzen gezogen – und die Mitgliedschaft in der Werbegemeinschaft fristlos gekündigt. Das schadet zwar der Stadt zwar kurzfristig auch, aber es könnte mindesten dazu dienen, das Nachdenken in der Werbegemeinschaft zu fördern. Die Händler verdienen mehr Geld, wenn mehr Menschen nach Altenburg kommen, und die Menschen, die nach Altenburg kommen, wollen hier neben sonstigen Attraktionen vor allem interessante Angebote der Händler. Sollte sich die Werbegemeinschaft wieder darauf besinnen – dann wäre der erste Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Kommentar zur OB-Wahl in Altenburg: Niederlage für Konservative

OB-Wahl in Altenburg: Konservative teilen sich die Stimmen – eigentlich eine Niederlage

Die Konservativen in Altenburg haben eine Niederlage erlitten: Nachdem Peter Müller seine Partei „Pro Altenburg“ gründete, standen sich zwei konservative Parteien gegenüber: Pro Altenburg als neokonservative Stadtgruppierung einerseits, und die CDU als Vertreterin der Altkonservativen andererseits. Allerdings wird damit das Potenzial konservativer Wähler kaum größer, und genau das ist gestern bei der OB-Wahl deutlich geworden.

Man mag darüber streiten, warum der Amtsbonus von Michael Wolf nicht ausreichte, um sich im ersten Wahlgang durchzusetzen – doch das sind Spekulationen. Wer jemals in einer hervorgehobenen Position war, der hat schon erfahren, dass man sich nicht nur Freunde macht, wenn man weiß, was man will und dies auch durchsetzt – und zudem: Auch in bedeutenderen Städten als Altenburg gewinnen die Amtsinhaber nicht immer im ersten Wahlgang.

Wie bekannt, ist Altenburg in einer schwierigen Lage, und die Altenburger selbst sind eher Menschen, die das Bestehende zementieren wollen als sich das Neue zu wünschen. Gegen diese Haltung spricht, dass sich das Bestehende auf Dauer nicht konservieren lässt und die Zukunft auch vor Altenburg nicht haltmacht. Ein starker Oberbürgermeister, der auch von seinen Widersachern unterstützt würde, wäre deshalb wünschenswert.

Selbst diejenigen unter uns, die schon etwas älter sind, dürfen sich vor der Zukunft nicht verschließen: Sie gehört nicht den Stillen, den Hasenfüßen, den Ja-Sagern, sondern jenen, die mutig in die Zukunft hinausschauen – ich hoffe, dass die Mehrheit in Altenburg am Ende so denkt.

OB-Wahl: Stichwahl zwischen Michael Wolf und Peter Müller

In Altenburg standen vier Kandidaten zur Wahl: Amtsinhaber Michael Wolf (SPD) trat gegen zwei konservative Widersacher, das EX-CDU-Mitglied Peter Müller (jetzt: Pro Altenburg) und André Neumann (CDU). Die Partei „Die Linke“ schickte den weitgehend unbekannten Kandidaten Michael Sonntag ins Rennen. Sieht man die Lager an, so verfügen die eher „linksgerichteten“ Parteien (SPD, „Die Linke“, Grüne) über ein Wählerpotenzial von gegen 60 Prozent, die Konservativen (CDU, FDP) über ein Potenzial von etwa 40 Prozent.

Interessant war, dass die Ergebnisse der OB-Wahl das Verhältnis dieser Stimmen in etwa widerspiegelte. OB-Wahlen sind zwar keine Parteiwahlen, aber in der politisch kontroversen Skatstadt Altenburg kann dennoch davon ausgegangen werden, dass der politische Wille sich auch im Wahlergebnis des Oberbürgermeisters niederschlägt. Dies schieint der Fall gewesen zu sein: Bei relativ geringem Zugewinn des konservativen Lagers erreichte der Amtsinhaber Michael Wolf im ersten Wahlgang nahezu 46 Prozent (45,9) der Stimmen. CDU-Kandidat Andé Neumann kam auf 19,4 Prozent und Pro-Altenburg-Kandidat Peter Müller erreichte 23,4 Prozent – gemeinsam kamen sie also rechnerisch auf 42,8 Prozent, was wieder in „Lagern“ gemessen einen moderaten Anstieg bedeutet. Abgeschlagen auf Platz vier landete Michael Sonntag (für „Die Linke“) mit 11,2 Prozent.

In der Skatstadt blickte man vor allem gespannt auf Platz zwei: Hier war ein Duell zwischen André Neumann und Peter Müller erwartet worden, das Müller im Endspurt deutlich gewann.

Die Stichwahl steht also an: Sie wird Michael Wolf gegen Peter Müller heißen.

Daten und Fakten aus Internet-Quellen, unter anderem Wikipedia, und OVZ.

Bürgermeisterwahl: Peter Müller (Pro Altenburg) wird Zweiter

Als „ein ganz tolles Ergebnis“ bezeichnete der OB-Kandidat Peter Müller sein Abschneiden bei der OB-Wahl in Altenburg. Mit 23,4 Prozent stach er dabei den CDU-Kandidaten André Neumann aus, der ja ursprünglich im gleichen Lager kämpfte wie Müller und der heute als eigentlicher Wahlverlierer gilt.

Doch so überraschend ist Müllers zweiter Platz nun doch nicht, denn wenngleich man dem Kandidaten Peter Müller Populismus vorwerfen kann, so hat er seinen Aufstieg doch schlau eingefädelt. Es dürfte ja keine Frage sein: Altenburg ist nicht gerade eine CDU-Hochburg, und die Partei selbst ist in der Skatstadt nicht in bestem Zustand – das fiel dem Pflasterstolperer bereits auf, bevor „Pro Altenburg“ von Müller gegründet wurde. Insofern repräsentiert das Ergebnis von Peter Müller (23,4 Prozent) mal gerade etwas über dem, was die Hälfte der konservativen Wählerschaft in Altenburg ausmacht – die andere, etwas schwächere Hälfte (19,4 Prozent) ging an André Neumann.

Als „Gründungsmütter“ der Gruppierung „Pro Altenburg“ können die „Freien Wählervereinigungen“ einerseits (nach Baden-Württembergischen Vorbild) und die regionalen Protestparteien (z. B. Schill-Partei, Hamburg) andererseits gezählt werden. Peter Müller hat den Namen nicht ungeschickt gewählt, denn wenn seien Partei „Pro Altenburg“ heißt, wird suggestiv unterstellt, dass man die „bessere“ Altenburger Partei ist.

Bleibt zu sagen, wie das Ergebnis für den Amtsinhaber ausfiel: Michael Wolf erhielt bei der gestrigen Wahl 45,9 Prozent der Stimmen und tritt damit gegen Peter Müller zur Stichwahl an. Er kündigte an, auch in den verbleibenden Tagen bis zur Stichwahl die Sachthemen in den Vordergrund zu stellen.

Zitat Müller: OVZ

Die OB-Wahl in Altenburg: Es bleibt spannend

Altenburg wählt morgen den Oberbürgermeister – und steht damit nicht nur vor einer „ganz gewöhnlichen Wahl“, sondern auch vor der bei Bürgermeisterwahlen nicht unüblichen Entscheidung, ob man dem Amtsinhaber wählen soll, denn man ja immerhin kennt, oder einen neuen Mann in das Amt eben soll, von dessen möglicher Amtsführung man noch recht wenig weiß.

Nun sagt man ja, „Gibt der Herr ein Amt, dann gibt er auch Verstand“, doch dieser Spruch stammt noch aus Zeiten, als das Amt nicht so kompliziert war wie heute. Wer heute das Amt eines deutschen Oberbürgermeisters bekleidet, sollte schon ein wenig von der Materie verstehen – wenn Sie mich fragen.

Ein Blick zurück auf den Wahlkampf? Mir war er einen Tick zu populistisch. Altenburg steht vor anderen Herausforderungen als der, was man mit dem Hundekot macht. Die Bürger sollten wissen, dass die Entscheidungen, die heute gefällt werden, morgen ihr Leben beeinflussen werden – und damit auch über ihr persönliches Wohlergehen entscheiden.

Kandidaten sollen und dürfen Visionen von einer besseren Zukunft der Stadt haben – das ist ihr gutes Recht – aber es wäre auch schön gewesen, wenn diese Visionen wenigstens ein wenig mit Fakten unterlegt worden wären – und das war eben vielfach nicht der Fall.

Wie jeder freie Journalist kann ich nur meine Meinung sagen – und keine Wahlempfehlung geben, außer einer: Gehen Sie bitte zur Wahl – sonst ist Ihre Stimme verloren.

Oberbürgermeister: Gehen Sie bitte zur Wahl

Werbung für die Wahl und die Stadt: OB Wolf verteilt Altenburger Ziegenkäse


„Gehen Sie bitte zur Wahl“ - dies gab der Altenburger Oberbürgermeister Michael Wolf den Bürger mit, die den Altenburger Bauenrmarkt nutzten, um in der Skatstadt einzukaufen und die vielfältigen Angebote für Ohren, Augen, Nasen und Gaumen zu bestaunen. Oberbürgermeister Wolf (SPD) stellt sich zur Wiederwahl, trifft aber in diesem Jahr neben den Konkurrenten von CDU und Linkspartei auch auf den Kandidaten der neuen Gruppierung „Pro Altenburg“, die sich als eine Art „Freie Wählervereinigung“ vor Kurzem von der CDU abgespaltet hatte. Auf dem Bild sieht man ihn beim Verteilen von Altenburger Ziegenkäse.

Heute: Altenburger Bauermarkt auf dem Marktplatz

Altenburger Bauernmarkt - dichtes Gedränge


Jedes Jahr beliebt: Frische Kartoffelpuffer
Vor allem das Wetter hat eine große Bedeutung, wenn es um Stadtfeste geht - und während man in Altenburg gestern noch trübsinnig durch den Regen stapfte, lockt der Altenburger Bauernmarkt heute mit strahlendem Sonnenschein. Der diesjährige Bauernmarkt steht also unter einem guten Stern bei den Erzeugern, Händlern und Wirten wie auch denjenigen, die noch letzte Wähler mobilisieren wollen – denn morgen steht in Altenburg die Wahl des Oberbürgermeisters und des Landrats an. Neben dem aktuellen Marktgeschehen spült das Fest auch Geld in die Kassen des örtlichen Handels – und das ist ja der verborgene Sinn jedes Stadtfestes. Hoffen wir, dass das Wetter wenigstens bis zum späten Nachmittag hält und damit alle unterstützt, die zum Gelingen des Festes beitragen.

Landprodukt Apfel: eine Augenweide


Bei jedem Fest – aber er auch im Alltag - zeigt sich die gleiche Tendenz: Je näher die Geschäfte zusammenrücken, umso besser für eine kleine Stadt. Erfahrungsgemäß entfernen sich Besucher nicht weit vom Ort der Veranstaltung, um anderwärts einzukaufen, zu essen und zu trinken. Insofern kommt der Sanierung und Erneuerung der Altstadt eine besondere Bedeutung zu, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.



Altenburg: Die Händlerschaft besinnt sich

Offenbar im letzten Moment ist der Altenburger Händlerschaft eine seltene Erleuchtung gekommen: Es macht sich nicht gut, gegen einen auswärtigen Modemarkt zu motzen, wenn man die eigenen Kräfte noch nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft hat.

Diesen Eindruck jedenfalls gewann der Pflasterstolperer, als er gestern die OVZ aufschlug, und auch Kommentatorin Ellen Paul fiel auf, dass sich die „132 Mitglieder auf brüchigem Eis“ bewegen, weil ihre Glaubwürdigkeit bisweilen zu Zweifeln Anlass gibt.

Doch jenseits der Zweifel: Die Altenburger Händlerschaft scheint auf den richtigen Weg zurückgefunden zu haben, denn an den Graswurzeln der Marktwirtschaft steht die Eigeninitiative – das sollte sich inzwischen auch in Mitteldeutschland herumgesprochen haben.

Doch ob der Mut zu Innovationen wirklich vorhanden ist? Die arktische Vereisung von Innovationen ist nicht Ost-spezifisch. Vor etwas mehr als 35 Jahren war die Situation selbst in der Großstadt Stuttgart ähnlich: Örtliche Händler brachten bekannte heimische Produkte in schwäbischer Mundart bei ihnen bekannten Kunden an. „Etwas Anderes wird überhaupt nicht nachgefragt“, war die übliche Antwort, wenn man nach Spezialitäten suchte. Ja, bis dann einige Händler mal auf die Idee kamen, es dennoch zu versuchen – seither ist Einkaufen in Stuttgart ein Erlebnis besonderer Art.

So muss es eigentlich sein – das Bekannte sollte sich mit dem Besonderen abwechseln, und vor allem sollte man sich bemühen, nicht nur von Qualität und Vielfalt zu reden, sondern sie auch anzubieten.

Beispiel Spargelkauf - gemischte Qualitäten zu Spitzenpreisen?

Da will der Plasterstolperer zum Beispiel deutschen Spargel kaufen. Den gibt es, es stehen auch Qualitätsbezeichnungen dran – aber im Grunde sind alles eher „gemischte Qualitäten“, selbst die zu Spitzenpreisen. Warum es den Händlern nicht möglich ist, gut sortierte Qualitäten anzubieten, bleibt unklar – offenbar hält man es in Altenburg nicht für nötig. Zu Ehren der Händler sei gesagt: Man sortiert die extrem fehlerhaften Spargel auf Wunsch aus.

Heimische Landprodukte sind gut - aber manchmal muss es mehr sein

Der zweite Anlauf: Zum Spargel passt Wacholderschinken ausgezeichnet – der wird zwar in Altenburg noch nicht nachgefragt, aber einmal ist ja immer das erste Mal. Nun zeigt sich ein zweites Problem der heimischen Wirtschaft: Man möchte (was ausgezeichnet ist) heimische Produkte vermarkten, erweitert aber das Angebot nicht, sodass alles „beim Bekannten“ bleibt. Offenbar ist dies typisch für die einheimischen Metzger – ein paar Marktstände weiter, beim Käsehändler, sieht man die Sache weniger engstirnig. Hier findet man plötzlich ein Angebot, das mit Leipziger Delikatessenläden konkurrieren kann.

Der Handel muss Risiken eingehen

Selbstverständlich kann der Pflasterstolperer nicht sagen, was nun wirklich „gefragt“ ist in der Skatstadt – dies zu erproben, ist Sache des Handels und der Gewerbebetriebe. Natürlich geht jeder Händler und Produzent ein gewisses Risiko ein, wenn er Neues erprobt – aber das gehört seit Jahrhunderten zu den Aufgaben des Handels. Man darf erwarten, dass die Altenburger Händler darin ausreichend kompetent sind.

Die Provokation des Gebhard Berger – sinnvoll für Altenburg?



Im Grunde ist die Diskussion, die in Altenburg derzeit geführt wird, an den Haaren herbeigezogen. Letzter Streitpunkt war ein Video, das für Gebhard Berger und seine Interessen auf YouTube gestellt wurde. Das Video ist wenig objektiv und kann als Beweis für die Kurzsichtigkeit des Altenburger Handels gelten. Zehn Prozent Umsatzrückgang ist das Menetekel, das angeblich über der Händlerschaft in der Stadt schwebt, und schweres Geschütz fährt man noch dazu auf: Von der "dramatischsten Situation seit der Wende“ (Zitat aus der OVZ) zu sprechen, ist einfach eine Albernheit, denn die Situation ist weder neu noch ist sie dramatisch. Sie ist vielmehr ein ganz gewöhnlicher Prozess, der schon lange schwelt: Wenig attraktive Angebote in der Innenstadt treiben die kaufkräftigen Kunden nach Leipzig, während es die mobile, eher erdgebundene Bevölkerung in die Gewerbegebiete außerhalb der Stadt zieht.

Machen wir es kurz: Die Altenburger Innenstadt ist, was die Ausstattung mit Ladengeschäften angeht, weder besonders attraktiv noch besonders kundenfreundlich. Man geht den üblichen Weg des Niedergangs: Weil die Kaufkraft nicht hoch ist, wird auf Billiganbieter gesetzt, aber je mehr Billigprodukte angeboten werden, umso unattraktiver wird das Angebot für Leute, die mobil oder tatsächlich urban sind.

Diskussion auf der falschen Ebene

Ob sich dieser Teufelskreis durchbrechen ließe, ist ungewiss – aber auf dieser Ebene wird erst gar nicht diskutiert. Das weitgehend unattraktive Warenangebot wird bleiben, und es wird weiterhin auf den Kundenkreis zurechtgeschnitten sein, den vor allem alt, wenig mobil und kaum kaufkräftig ist.

Feindbilder aufbauen hilft nicht weiter

Wie so oft wird die Diskussion mithilfe von Feindbildern geführt: Ein Modemarkt soll vor der Stadt entstehen. Man fürchtet (oder glaubt, „beweisen“ zu können), dass der Innenstadt dadurch ein Verlust an Umsatz entsteht. Der Haken an der Sache: Die Menschen, die so mobil sind, einen Modemarkt in der Altenburger Umgebung zu besuchen, könnten auch noch ein paar Kilometer weiter fahren: Vakantes Gewerbegebiet bieten auch andere Gemeinden an. Zu den Feindbildern gehören mittlerweile auch der amtierende Oberbürgermeister und einige Rathausmitarbeiter, was sich dann so anhört: Zitat Berger: „Für die Innenstadt zu kämpfen und den Bürgermeister als Gegner zu haben, das hätte ich mir nie träumen lassen.“

Der laue Kampf des Handels um Kunden

Nun kämpft der OB keinesfalls gegen die Innenstadt, sondern dafür – aber dies passt nicht in die Provokation des Gebhard Berger. Man erinnert sich noch schwach, dass ganz Altenburg ja einmal zum „großen Kaufhaus“ erklärt wurde – nur brach der Handel sein versprechen bereits nach kurzer Zeit, die Läden am Samstag wenigstens bis 16 Uhr offen zu halten (in „richtigen Städten“ wird weitaus länger geöffnet). Das Angebot wurde auch nicht einen Deut attraktiver – und das Ladenpersonal ist nach wie vor bei vielen Händlern „äußert gewöhnungsbedürftig“.

Sehen wir zum Schluss doch einmal in die Innenstadt: Ist die betroffene Käuferschicht in der Stadt überhaupt bereit, einen weiteren Modemarkt zu akzeptieren? Hat die Stadt die richtige Struktur für große Märkte, und nicht zuletzt: Wollen große Märkte überhaupt in die Innenstadt?

Die Lösungen der Altenburger Krise könnten vom Handel ausgehen

Innenstadtbelebung in alten Städten ist ein Thema, über das sich nachzudenken lohnt. Altenburg ist eine alte Stadt, und wenn es die Händler und Gastronomen gelingt, hier ein Paradies gepflegten Einkaufens und Speisens zu erschaffen, dann bitte schön – sehr gerne. Doch wo sind die Ansätze? Die kann die Stadtverwaltung nicht bieten – die müssen schon die Händler, Dienstleister und Gastronomen schaffen.

Hat OB-Kandidat Müller einen Plan für Altenburg?

Der OB-Kandidat Peter Müller wollte es genau wissen und fragte die Altenburger nach ihren Wünschen. Das kling zunächst gut, weil es Bürgernähe suggeriert, ist aber im Prinzip aus mehreren Gründen bedenklich.

Der erste Grund liegt in der oft beobachteten „Rückwärtsgewandtheit“ der Altenburger Bürger. Befragt man sie, wollen sie am liebsten alles so, wie es immer war, nur etwas komfortabler. Der zweite Grund liegt darin, dass eine gewisse Weitsicht nötig ist, um über den Tag hinauszuschauen – eine Stadt muss man entwickeln, nicht einbalsamieren lassen.

Was also erfuhr Herr Müller von „seinen Wählern“? Da wäre eine „mangelnde Ordnung und Sauberkeit“, die der Pflasterstolperer nirgendwo feststellen kann, wo Innenstadtgegenden permanent bewohnt sind. Sie tritt vor allem dort auf, wo die Innenstadtsanierung – aus welchen Gründen auch immer – auf der Stelle tritt. Aber das Thema trifft offenbar den Nerv der Müller-Wähler, die nur den Zustand sehen, aber nichts über die Ursachen wissen wollen.

Widersprüche zwischen Kernstadt und Wohngebiet "Nord"

Wie korrespondiert dieser Wunsch nun mit der altbackenen Überzeugung, man müsse die im Sozialismus entstandenen Wohngebiete um jeden Preis erhalten? Weniger Abriss mag eine populäre Forderung sein, sie trifft aber nicht die Situation von Altenburg. Mehr Konzentration auf die Kernstadt ist nötig, und die Wohngebiete „draußen“ sollten richtigerweise nach und nach auf ein vertretbares Maß gestutzt werden. Wenn sich das Alltagsleben in einer kleinen Stadt erst einmal in solche Wohngebiete wie „Nord“ verlagert hat, ist es schwer, die Kernstadt überhaupt wieder zu beleben –und leider ist dies in Altenburg längst der Fall.

Problematisch ist auch die Forderung, die „Gegend um den großen Teich“ noch mehr zu fördern – angeblich auch wegen der Touristen, denn Tourismusplaner sollen einbezogen werden. Offenbar glaubt Herr Müller in vollem Ernst, die Gäste kämen wegen des „Großen Teichs“ nach Altenburg.

In einem Punkt hat der Kandidat sicherlich recht: Bürgernähe im Rathaus ist im Grunde genommen ein Meilenstein der städtischen Politik, und in einer Stadt mit überalterter Wohnbevölkerung würde es sich gut machen, mehr Bürgernähe zu praktizieren. Doch alleine damit punkten zu wollen, ist lächerlich.

Ein Plan für Altenburg aber kein zukunftssicherer Plan

Ob Peter Müller überhaupt eine Perspektive für Altenburg hat? Das Wahlprogramm ist lang, wirkt aber ein wenig „aus allen Ecken zusammengekehrt“. Gerade bei der Stadtentwicklung schimmert überall die Uneinheitlichkeit durch: Müller will Gebäude in den öden Siedlungen „auf der grünen Wiese“ erhalten, und schlägt zugleich einen Abriss von Innenstadtwohnungen vor – das ist, mit Verlaub, keine Planung, sondern ein Gefälligkeitsgeschenk an die Bewohner der Gebiete Nord und Südost. Ebenso ist es bei der Architektur: Müller beabsichtigt, Architekten einzuladen, um eine „zeitgemäße Architektur“ für die Innenstadt zu finden – was immer er damit meint. Zugleich aber will er sich bei den Bewohnern von Nord- und Südost beliebt machen, die in einer schrecklich öden Architekturlandschaft leben.

Zeitgemäße Architektur - schöne Forderung, aber wer zahlt?

Abermals mit Verlaub: Was ist denn bitte eine „zeitgemäße Architektur“? Wer wirkliche Zeitdokumente bauen will, braucht dazu Bauherren, die mehr ausgeben wollen als die üblichen Baukosten – und der Bauherr wird dann Mieter finden müssen, die bereit sind, für „das schönere Altenburg“ auch zu bezahlen. Da fragt sich nicht nur der Pflasterstolperer, wie das funktionieren soll.

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